Heimat

„Heimat ist eines der schönsten Wörter der deutschen Sprache“, meinte der Schriftsteller Richard Wagner (Thea Dorn/Richard Wagner: Die deutsche Seele).

Wohl deshalb findet in der Arena der Öffentlichkeit ein erbitterter Kampf um dieses Zauberwort statt.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sorgte für reichlich Wirbel, als sie zu diesem Begriff betonte, sie wolle „Heimat positiv umdeuten und so definieren, dass er offen und vielfältig ist. Diese multikulturelle Umdeutung dürfte jedoch zum Scheitern verurteilt sein, weil Heimat untrennbar mit den pränarrativen Erfahrungen der Kindheit verbunden ist. Deshalb wissen wir von Vornherein, daß unsere Heimat schön ist und Geborgenheit bietet. Sie ist dort, „wo man etwas zum ersten Mal erlebt hat, das sich so stark einprägt, dass alles andere, alles spätere, einer Wiederholung gleichkommt. Das Gefühl aber, das man bei der Erinnerung an dieses erste Mal hat, nennt man Heimweh“ (Wagner).

Ebenso wie für die AfD ist Heimat auch für die CDU ein Schlüsselbegriff. Sie versucht damit, eine Idylle zu verkaufen, die es aber gar nicht mehr gibt. Um sich von dieser unglaubwürdigen Heimatidylle abzusetzen, sollte die patriotische Opposition auch erklären, warum uns regelmäßig das Heimweh überwältigt. Laut soziologischen Untersuchungen fühlt sich jeder Dritte bis Fünfte fremd im eigenen Land (Hartmut Rosa, FAZ). Das kann an der Migration liegen, aber auch an einer Entfremdung mit den politisch-medialen Eliten oder einer großstädtischen Architektur der Ortlosigkeit. Diese Probleme und Phänomene bringen Heimweh hervor. Mit dieser emotionalen Komponente müssen wir uns beschäftigen, weil es die anderen Parteien als Verursacher nicht können.