Ludwig II. der Deutsche (806-876) war Enkel von Karl dem Großen. Er herrschte nach der fränkischen Reichsteilung von 843 über die Gebiete östlich des Rheins. Lothar, von dem Lothringen seinen Namen hat, bekam den Mittelteil des fränkischen Reichs. Karl der Kahle regierte über das heute Frankreich.

Der englische Historiker James Hawes (Die kürzeste Geschichte Deutschlands) datiert die „Geburt Deutschlands“ in diese Zeit, weil „Deutsch“ kurz vor der Reichsteilung zu einer anerkannten Sprache wurde:

„Im Jahr 842 kamen zwei von Karls einander bekriegenden Enkeln, Ludwig der Deutsche (der östlich des Rheins herrschte) und Karl der Kalle (der das heutige Frankreich regierte), mit ihren Armeen nach Straßburg, um mit dem dritten Bruder Lothar eine Vereinbarung zu treffen. Diese Zusammenkunft war so wichtig, dass es für die Brüder und ihre wichtigsten Berater – die selbstverständlich alle Latein beherrschten – nicht ausreichte, nur untereinander zu verhandeln. Ein jeder von ihnen wollte, dass alle seine Anhänger genau verstanden, was ihnen versprochen wurde. Doch es gab da ein Problem: Die Menschen aus Westfranken und Ostfranken konnten einander nicht verstehen. Die einzige Lösung für Karl und Ludwig war es, sich auf Lateinisch zu einigen und ihre Schreiber anzuweisen, die Vereinbarungen ins West- beziehungsweise Ostfränkische zu übersetzen. Darüber hinaus verständigten sich die beiden darauf – und hierbei handelt es sich mit Sicherheit um eine der anschaulichsten Szenen der europäischen Geschichte -, das Memorandum persönlich und in der von den Soldaten des jeweiligen Bruders gesprochenen Sprache vor allen Anwesenden zu verlesen. Diese Straßburger Eide sind für Sprachhistoriker pures Gold: An diesem Tag wurde erstmals eine frühe Form des Französischen schriftlich festgehalten, und Deutsch erhielt den Rang einer Diplomatensprache.“1Hervorhebungen durch Redaktion

Fußnoten