Mit seinem Slogan „spätrömische Dekadenz“ von 2010 blieb der ehemalige FDP-Vizekanzler Guido Westerwelle im Gedächtnis. Beim Analysetool „Google Trends“ erweist sich der Begriff in der Langzeitanalyse als konstant gefragt.

Seit rund 500 Jahren wird das „Hinabsteigen“ bzw. „Zerfallen“ (lat. decadere) von hochentwickelten Staaten, Kulturen und Völkern als Dekadenz bezeichnet. Die Dekadenz setzt voraus, daß die Gesellschaft über einen gehobenen Wohlstand verfügt, diesen als selbstverständlich wahrgenommenen Luxus aber nur dazu nutzt, um sich selbst gehen zu lassen (siehe auch Recherche D, Heft 17, S. 11).

Willensstärke statt Schicksals-Ergebenheit und Dekadenz!

Der Schweizer Philosoph Denis de Rougemont hat diese Willensschwäche, die auch ein Mangel an notwendiger innerer Spannung ist, exzellent beschrieben: „Die Dekadenz beginnt, wenn die Menschen nicht mehr fragen: Was werden wir tun? Sondern: Was wird uns geschehen?“

Dekadenz lässt sich auf viele Bereiche übertragen, etwa Steuerlast, Politiker-Privilegien, globalisierten und maßlosen Sozialstaat, Masseneinwanderung sowie Leistungsabfall im Bildungssystem. Dekadent sind dabei nicht Steuern und Sozialstaat, sondern Maßlosigkeit. Denn für Maßlosigkeit und Dekadenz haben Bürger mit wenig Geld im Portemonnaie, Kindern und 40-Stunden-Woche beider Partner sehr wenig Verständnis.