Wer ohne eigene Risiken und Nachteile sich moralisch überlegen geben will, zeigt Gratismut.

Wenn etablierte Politiker und Journalisten beispielsweise zur Solidarität mit der Ukraine aufrufen, zum „Schutz“ vor Corona den Rückzug in die eigenen vier Wände verlangen oder die Bürger zum klimafreundlichen Verzicht motivieren wollen, spüren sie selbst keine Konsequenzen und gehen keine persönlichen Risiken ein. Vielleicht profitieren sie als Aufsichtsräte, Lobbyisten oder Aktieneigentümer sogar von ihrer eigenen Politik klammheimlich. Auch Unternehmen, die öffentlichkeitswirksam die Regenbogen-Flagge hissen oder sich „gegen Rechts“ oder „gegen die AfD“ positionieren, zeigen „Gratismut“.

Gratismut bedeutet oft Feigheit

Der deutsche Schriftsteller, Dichter und Journalist Hans-Magnus Enzensberger definierte das so: „Als Gratismut bezeichnet man eine Haltung, mit der Aussagen gemacht oder Handlungen begangen werden, die keinerlei Risiken, Gefahren oder negative Konsequenzen mit sich bringen, sprich nichts ‚kosten‘, demnach ‚gratis‘ sind. Da die Prämisse für Mut allerdings aus potenziellen Risiken, Gefahren und/oder negativen Konsequenzen besteht, also eine potenzielle ‚Opferung‘ im Raum steht, handelt es sich beim Gratismut um einen Widerspruch. Freilich könnte man statt Gratismut schlicht von Feigheit sprechen (…)“