Linke verteufeln gern das Fliegen, reden von fair trade und wollen z.B. laut eigener Aussage weniger Fleisch essen. Schaut man allerdings genauer hin, lösen sie ihre Ankündigungen und Versprechen kaum ein. Trotz „Flugscham“ fliegen heute junge Leute häufiger als noch vor 15 oder 20 Jahren. Ähnliches läßt sich beim Autofahren feststellen.

„Vom Individual- und Luftverkehr verabschieden sich die Avantgardisten genauso wenig wie von elektronischen Geräten und anderen typischen Spielzeugen der Moderne“, faßt dieses Verhalten der Publizist Alexander Wendt in seinem Buch Verachtung nach unten (2024) zusammen.

Er meint nun: „Dieses Milieu bildet einen hochinteressanten Markt. Es möchte nicht verzichten, sondern einen Aufschlag für einen moralisch aufgeladenen Zusatznutzen zahlen. Warum sollten Unternehmen zögern, ihnen den Wunsch zu erfüllen? An Kunden, die sich für das Materielle genauso interessieren wie für die Tugenddemonstration, lässt sich nicht nur ein Flugticket verkaufen, sondern auch ein CO2-Ausgleichszertifikat.“

Den Erwerb von „moralisch guten“ Gütern hat der amerikanische Autor Rob Henderson als „Moralkonsum“ bezeichnet. Dieser Moralkonsum beruht ihm zufolge auf „Luxusglaubenssätzen“ (luxury beliefs). Diese Glaubenssätze würden hochpreisige Luxusgüter immer mehr verdrängen, aber einen ähnlichen Zweck erfüllen. Sie dienen dazu, „die soziale Klassenzugehörigkeit und Bildung des Gläubigen nachzuweisen“. Doch, Vorsicht! Mit diesen Glaubenssätzen sind Kosten verbunden, die den unteren Klassen aufgebürdet werden. Ein gutes Beispiel dafür sind Windindustrieanlagen, die nicht etwa in den Stadtparks der „grünen“ Städter platziert werden, sondern in konservativen, ländlichen Regionen.

Sowohl Henderson als auch Wendt beziehen sich in ihrer Beschreibung des Moralkonsums auf Thorstein Veblens Theorie der feinen Leute von 1899. Von Veblen wiederum stammt der wichtige Merksatz: „Die Beschäftigung der vornehmen Klasse ist also räuberischer und nicht produktiver Art.“ Einfacher ausgedrückt: Die oberen Klassen reden! Die unteren Klassen müssen für die Realisierung der dummen Ideen von oben schuften. Viel hat sich an diesem Grundgesetz in den letzten 125 Jahren leider nicht geändert.