Politikwechsel (statt Wende)

Die Rede von der Wende ist spätestens durch den Gefühlsrausch von 1989 omnipräsent geworden (Klimawende, Energiewende, Verkehrswende, Zeitenwende …). Bereits davor versprach Helmut Kohl 1982 die „geistig-moralische Wende“.

Gegen diese Omnipräsenz kommen wir mit eigenen Neudefinitionen nicht an, obwohl es aus historischen Gründen wünschenswert wäre. Wende ist ein weicher Begriff. Er unterstreicht den gewaltfreien Charakter der Revolution von 1989 in Osteuropa und zerstreute die Befürchtungen eines blutigen Umsturzes.

„Wechsel“ hingegen klingt härter als die „Wende“ und entspricht nicht dem smarten PR-Zeitgeist. Vielleicht ist das eine Chance. Denn durch den Kampf um die materiellen Existenzgrundlagen erhalten die „harten“ Fakten wieder mehr Gewicht. Im Zuge dessen könnte eine „Erwachsenensprache“, die auf blumige Beschönigungen verzichtet, einen konjunkturellen Aufschwung erfahren. Dann entsteht hoffentlich eine Wechselstimmung und es ist die Zeit gekommen für einen wirklichen Wechsel inklusive des Auswechselns der Regierung.