Ebenfalls empfehlenswert: Abschiebung und Remigration

Der Begriff Remigration ist keinesfalls der beste Begriff, um die notwenige Rückführung und Abschiebungen illegaler und straffälliger Ausländer zu beschreiben. Zum einen ist er dank seiner lateinischen Herkunft und ursprünglichen wissenschaftlichen Verwendung schlicht zu akademisch für die meisten Deutschen.

Zum anderen rangierte er in der Beliebtheitsskala bei Google-Trends vor der Skandalisierung des sogenannten „Geheimtreffens“ in Potsdam weit hinter „Abschiebungen“ und „Rückführungen“. Zum Dritten legt er nahe, dass die zur emigrierenden – also Migranten – sich eigentlich nur auf der Durchreise befinden: Denn „migrare“ bedeutet nichts anderes als „wandern“. Migranten sind also demnach Personen, die von Ort zu Ort wandern. Besser wäre es, von Einwanderern zu reden.

Durch die Skandalisierung des sogenannten „Geheimtreffens“ geriet der Begriff „Remigration“ jedoch öffentlich in den Fokus. Das angekündigte Buch „Remigration“ von Martin Sellner wurde zum Amazon-Bestseller und schaffte es dort bis auf Platz eins (Stand: 1. Februar 2024). Zudem wurde „Remigration“ zum Unwort des Jahres gekürt. Mainstream-Medien verzerrten die Bedeutung des Begriffs und die damit verbundenen Absichten der AfD hin zu „Vertreibungen“ und „Deportationen“.

Beispiel Remigration: Begriffe flexibel nutzen

Deshalb sollte – wie der Begriff der Remigration zeigt – öffentlich bedeutende Begriff nicht gemieden, sondern umgedeutet werden: In seinem „Glossar der öffentlichen Rede“ versucht sich der linke Soziologe Armin Nassehi daran, „gesellschaftliche Grundbegriffe“ zu bestimmen. Sein Ansatz: Statt Definitionen für die Ewigkeit zu liefern, konzentriert er sich auf eine funktionale Betrachtung der Begriffe. Ihre Funktion entsteht im politischen Kampf um Deutungshoheit.

Das war auch dem konservativen Vordenker Panajotis Kondylis klar. In der Geistesgeschichte komme es oft (wir würden präzisieren: immer) vor, „daß die polemische Konsequenz die logische beiseiteschiebt“. Wie also verfahren mit der „Remigration“? Wir müssen diesen Begriff verteidigen, auch wenn wir nicht von Anfang an von ihm überzeugt waren! Denn – noch einmal Kondylis: „Die Ideen sind sehr flexible Instrumente und Waffen, sie bestehen und wirken nur, wenn sie gedeutet und nachgedeutet werden.“ Diese „Nachdeutung“ ist nun gefragt.