Der Nationalstaat entwickelte sich in der europäischen Geschichte erst in den letzten 200 Jahren. Deutschland gilt noch dazu als „verspätete Nation“. Der Begriff „Abendland“ setzt hier einen romantisch aufgeladenen Gegenakzent.

Er betont die 2000-jährige Tradition Europas und „Gegenseitigkeit von Freiheit und Ordnung“ (Heinz Theisen, In: David Engels (Hg.): Europa Aeterna. Unsere Wurzeln, unsere Zukunft. S. 88). Die Warnung vor dem „Untergang des Abendlandes“ (Oswald Spengler) hatte bereits vor 100 Jahren eine „ungeheure Wirkung“ (Max Scheler). Erstaunlicherweise wurde der Begriff auch 2014 sehr erfolgreich zur Protestmobilisierung eingesetzt (PEGIDA: Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes).