Arminius der Cherusker, auch als Hermann bekannt, besiegte im Jahre 9 n. Chr. die Römer im Teutoburger Wald.
Der Politologe Herfried Münkler betont zu Arminius in seinem Buch Die Deutschen und ihre Mythen:
„Seit dem 19. Jahrhundert herrscht die Vorstellung, die deutsche Geschichte beginne mit der Schlacht im Teutoburger Wald und deren Sieger, der Cheruskerfürst Arminius, sei der erste historisch fassbare Deutsche. Diese Vorstellung bestimmte den historischen Imaginationsraum der Deutschen. So eröffnet Arminius die Reihe der großen Deutschen in der Ruhmeshalle Walhalla, und auch der Maler Otto Geyer hat in der Berliner Nationalgalerie das Treppenhausfries zur deutschen Geschichte mit Arminius beginnen lassen.“
Münkler erwähnt jedoch auch die historischen Fragwürdigkeiten, die zur Aufrechterhaltung des Mythos um Arminius bewußt ausgeblendet wurden. Arminius tauge als „rebellische Leitfigur“ für einen „antiimperialen Gründungsakt“. Das habe allerdings nicht mehr zur Rolle Deutschlands ab 1871 gepaßt. Das Hermannsdenkmal bei Detmold entstand noch unter dem Eindruck der Befreiungskriege gegen Frankreich, wurde aber erst 1875 fertiggestellt. Es stehe für den „Kampf gegen ausländische Invasoren“, die „Aufforderung zu Einigkeit und politischer Geschlossenheit“ sowie die Möglichkeit erfolgreichen Widerstands, so Münkler. Vielleicht, so möchten wir ergänzen, sind diese Ziele ja auch heute noch relevanter, als es sich ein SPD-Politologe vorstellen kann.
Das erkannte auch der große deutsche Philosoph Helmuth Plessner, der zur Bedeutung von Arminius schrieb:
„Deutsches Staatsbewußtsein sucht sich in der Geschichte zu verankern, in einer Perspektive auf die realen Anfänge, aber als Ankergrund bietet sich immer wieder nur naturhafte Ursprünglichkeit. Und wenn es sich, stolz auf sein ewiges Barbarentum. gegen den älteren, glücklicheren, nüchternen Westen verteidigt, scheint es, als bildeten alle großen Aufbrüche deutscher Geschichte: der Krieg gegen Napoleon, Luthers Reformation, Widukinds Widerstand gegen Karl einen Kampf der Riesen gegen Rom, den Armin, der Cherukser, begann.“
Hauptquelle: Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin 2009. S. 165-180