Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, daß Estland als Vorbild für die Digitalisierung der Verwaltung gilt. Während in Deutschland die Verwaltung aufgebläht wird, um irgendwann digitalisieren zu können, hat die Digitalisierung in Estland dazu geführt, Beamte einsparen zu können. So soll es sein!
Ebenfalls bemerkenswert: In Deutschland werden seit Jahren für mehrere Milliarden Euro an Kosten die Klassenzimmer digitalisiert. Experten wie der Neurowissenschaftler Professor Manfred Spitzer kritisieren das scharf. Interessant ist nun, wie Estland vorgeht. Im Gespräch mit der FAZ (27.07.2024) sagte Estlands Bildungsministerin Kristina Kallas: „Digitales Lernen hat im Klassenzimmer nichts zu suchen, weil der Lehrer dort ist, um eine soziale Interaktion mit den Kindern zu haben. Der Unterricht ist die Zeit für das Lernen von Person zu Person.“ Entscheidend bei der „Digitalisierung der Schulen“ sei also in erster Linie, die Kompetenzen der Lehrer in diesem Bereich zu heben.
Im O-Ton: „Das Entscheidende besteht für uns aber nicht darin, einem Kind einen Laptop oder ein iPad zu geben. Das Entscheidende ist, die digitalen Kompetenzen der Lehrer zu entwickeln. Ein Kind, das Papier und Notizbuch verwendet, lernt ganz anders als durch das iPad. Das Gehirn arbeitet anders, wenn auf Papier gelernt wird. Der Lehrer muss das wissen, damit er die passende Methode wählt, je nachdem, worum es ihm gerade geht.“ Künstliche Intelligenz könne man z.B. nutzen, um Rechtschreibefehler schneller zu finden und zu korrigieren. Ein Allheilmittel ist sie aber nicht. Und Kinder vor digitalen Endgeräten zu parken, ohnehin die schlechteste Lernmethode.