Die Deutschen begannen sich mit Stolz als Kulturnation zu begreifen, weil ihnen lange der Staat fehlte. Die Kulturnation ist daher ein staatsferner und unpolitischer Begriff. Mit ihm läßt sich die Tendenz zur Ideologisierung der Kultur kritisieren.

Der Schriftsteller Richard Wagner betont: Die Kulturnation „dient in Notsituationen dazu, die Differenzen zu entschärfen. Mit der Kulturnation werden Gräben überbrückt, die politisch nicht zu überschreiten wären“. Zugleich unterstreicht er: „Eine Nation muss die Fähigkeit besitzen, die Bedingungen der Zugehörigkeit zu formulieren. Diese aber gehen über den verfassungsrechtlichen Aspekt hinaus und sind kulturell zu verstehen.“