„Schon Karl Marx und Friedrich Engels zählten die Weißrussen zu den ‚geschichtslosen Völkern‘ ohne staatliche Tradition“, führt Martin Grosch aus. Sie blieben stets „Spielball der Interessen ihrer Nachbarvölker bzw. -staaten Polen, Litauen und Russland“. Erschwerend komme eine religiöse Spaltung zwischen Katholiken und Orthodoxen hinzu. Dies führte dazu, daß sich die „Belarussen als zu schwach für die Bildung eines eigenen Nationalstaats“ erwiesen. Dies galt sowohl für die politische Elite als auch weite Teile des Volkes.
Die Trennschärfe der Sprache ist zudem gering. „Zwar ist das Weißrussische eine eigenständige ostslawische Sprache, es steht aber nach wie vor im Schatten des Russischen“, so Grosch.
Quelle: Martin Grosch: Sezessionen. Das erbitterte Ringen um Unabhängigkeit. Reinbek 2024. S. 112ff