Nikolaus Kopernikus (1473-1543) stürzte „die alte Vorstellung von der Erde als Mittelpunkt des Universums“ und erhob „die Sonne an ihren Platz“. Kopernikus bewies damit, „daß die 2000 Jahre alte Ahnung richtig war“, die viele vor ihm bereits hatten, so Joachim Fernau in seinem Buch über Die Genies der Deutschen.

„Was Kopernikus über seine wissenschaftliche Leistung hinaus so groß machte und seine ungeheure Wirkung verursachte, was man als wirkliche Befreiung empfand, das war die Haltung, der Geist, mit dem er am Ende seines Lebens aus seiner Gedankenarbeit herausging, und der in den Zeilen seines Werkes steht. Nicht daß er, wie sein Professor in Italien, ‚rechnerisch nicht mehr auskam mit dem Ptolemäischen Himmel‘, sondern er kam innerlich, als Mensch, als denkender Geist, nicht mehr aus mit den Sphärenscheiben drehenden Göttern des Ptolemäus und dem von logischem Flickwerk lebenden mittelalterlichen Christengott. Ich glaube, er war sich bewußt, daß er mit der Verkündung universaler Gesetze den Menschen befreite und Gott fesselte.

Er ‚befreite‘ uns allerdings, wie Gott in der Bibel Adam und Eva aus dem Paradies ‚befreite‘. An dieser Befreiung durch Kopernikus tragen wir heute noch zentnerschwer, und wer weiß, wo es endet. Damals, nach Dürer und Luther, durchtränkte dieses neue Gefühl innerhalb einer Generation alle geistigen Schichten. Eine Fülle von großen Nachfolgern tauchte auf. Das ganze nördliche Abendland fiel durch Mittler und Übersetzer den drei Großen, Dürer, Luther und Kopernikus, anheim. Es bedeutete damals noch Mut und Todesverachtung – ein Zeichen, daß unsere Vermutung, in welcher Richtung die Befreiung durch Kopernikus hauptsächlich lag, richtig ist.“