Helmuth von Moltke (1800-1891) war Generalfeldmarschall. Er befehligte „die beste Armee der Welt“ und führte sie zu Siegen in den preußischen Kriegen gegen Österreich (1866) und Frankreich (1871). Wolfgang Venohr charakterisiert Moltke in seinem Buch Preußische Profile entgegen aller deutschenfeindlichen Klischees als Bildungs- und Fortschrittsmenschen.

Moltke „hört nicht nur Vorlesungen über Literatur und Geschichte, er nimmt regelmäßigen Sprachunterricht, entwickelt in Kursen für Landschafts- und Porträtskizzen sein beachtliches Zeichentalent und widmet jede freie Stunde den Besuchen von Museen, Ausstellungen und Konzerten“.

Die Eigenschaften der preußischen Genies waren: praktischer Sinn, Nüchternheit und Wagemut, Lebenstüchtigkeit und Selbstlosigkeit, eine draufgängerische Sachlichkeit, Ordnungsliebe, Bodenständigkeit, ein aufgeklärter Geist und Wehrhaftigkeit. Über diese weltbekannten preußischen Tugenden hinaus war Helmuth von Moltke – Venohr zufolge – „der erste deutsche Militär, der den inneren Zusammenhang von Kriegführung und technischer Entwicklung erkannte“. Besonders begeisterte er sich für Eisenbahnen und den Telegraphen, aber auch für Statistik, Volkswirtschaftslehre und Geographie. „Niemals wird Moltke die logistischen Voraussetzungen einer Operation außer Acht lassen, und immer wird er die Transportkomponente (die Eisenbahnen) zur Voraussetzung jeglicher strategischen Entschlußfassung machen“, so Venohr.

Moltke wurde so „neben Alexander dem Großen der einzige Feldherr der Geschichte, der nie eine Schlacht verloren hatte“. Inspiriert von Clausewitz und zusammen mit Bismarck war Moltke jedoch keineswegs kriegslüstern. Sein Ziel blieb der Frieden, der daraus resultiert, die Kosten eines Kriegs anwachsen zu lassen:

„Wir bekennen uns offen zu der vielfach verspotteten Idee eines allgemeinen europäischen Friedens. Nicht, als ob von jetzt an blutige und lange Kämpfe nicht mehr stattfinden könnten, als ob man die Armeen verabschieden, die Kanonen zu Eisenbahnschienen umgießen sollte, nein! Aber ist nicht der ganze Gang der Weltgeschichte eine Annäherung zu jenem Frieden? (…)

Die Kriege werden immer seltener werden, weil sie bereits über die Maßen teuer geworden sind, positiv durch das, was sie kosten, negativ durch das, was sie versäumen lassen. Der Gedanke liegt so nahe, die Milliarden, welche Europa jährlich seine Militärbudgets kosten, die Millionen Männer im rüstigen Mannesalter, welche es ihren Geschäften entreißen muß, um sie für einen eventuellen Kriegsfall zu erziehen, alle diese unermeßlichen Kräfte mehr und mehr produktiv zu nützen.“