
Johann Gottfried Herder (1744-1803) war neben Goethe und Schiller einer der Hauptvertreter der Weimarer Klassik. Thor v. Waldstein (Der Zauber des Eigenen) sieht in ihm den entscheidenden Wegbereiter für ein auf das Volk bezogenes Denken: „Herder ist es, der den Volksbegriff aus seiner früheren Bedeutung löst, der gemäß ‚Volk‘ in erster Linie mit Unterschicht, willenloser Gefolgschaft oder nicht selbstbestimmender Bevölkerung in Verbindung gebracht hatte. Herder, der erste Mensch (in Deutschland) mit historischem Sinn, ist der eigentliche weltanschauliche Urheber der soziologischen Größe Volk, die er zu einer gemeinschaftlichen, mit Sprache, Seele und Charakter begabten Individualität aufwertet. Herder macht Begriffe wie z.B. Volkslied, Volkssage oder Volksbrauch populär, um daraus und aus weiteren Elementen mosaikartig den Begriff des Volkstums zu entwickeln.“