Suche
Close this search box.

2022 erklärte der stern, „wie Paraguay zum Paradies für deutsche Querdenker und Rechte wurde“. Die Quintessenz: Seit über 100 Jahren ist das Land bei deutschen Auswanderern beliebt. Vor allem lockt es mit mehr Freiheit.

Rainer Zitelmann hat Paraguay auf seiner Weltreise eines Kapitalisten zweimal besucht. Zu seinem ersten Besuch im Mai 2022 notierte er: „Positiv sind die niedrigen Steuern. Der offizielle Steuersatz für Firmengewinne beträgt zehn Prozent, bei Ausschüttung der Gewinne als Dividende kommen nochmals sieben Prozent oben drauf. Man kann recht großzügig abschreiben, so dass die Steuerlast am Ende des Tages erfreulich niedrig ist. Positiv ist auch die geringe Regulierung von geschäftlichen Tätigkeiten. ‚Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist grundsätzlich erst einmal erlaubt'“, zitiert Zitelmann einen erfolgreichen deutschen Unternehmer, der schon vor einem Vierteljahrhundert nach Paraguay auswanderte.

Zitelmann sieht aber auch die Schattenseiten des schwachen Staates, „weil grundlegende Dienstleistungen nicht oder schlecht angeboten werden“. Zudem untergrabe die fehlende Unabhängigkeit der Justiz die wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen müssen so extrem hohe Ausgaben für Sicherheit einkalkulieren. Trotzdem sei dieser schwache Staat mit 300.000 Beamten für 7,5 Millionen Einwohner „aufgebläht“, berichtet er mit Verweis auf ein Gespräch mit einem ehemaligen Wirtschaftsminister des Landes.

In der Schilderung seines zweiten Besuchs im November 2023 kommt Zitelmann noch einmal auf den deutschen Unternehmer zu sprechen, der gerade „den Bau des größten Luxus-Hotels im Land“ vorbereite. „Zudem plant er den Bau einer Gated Community mit 16 Quadratkilometern Fläche und 5.000 Häusern.“ Jedes Haus soll für die Mittelschicht mit einem Kaufpreis von 200.000 bis 250.000 Dollar erschwinglich sein. „Die Siedlung ist 30 Kilometer entfernt von der Hauptstadt geplant, mit mindestens 20 Tennisplätzen, einer Shopping-Mall und Restaurants.“

Paraguay hat derzeit eine Mitte-Rechts-Regierung unter dem recht jungen Präsidenten Santiago Peña (Baujahr 1978). „Die Leute hier sind sehr konservativ, schon immer“, berichtete der Unternehmer gegenüber Zitelmann. „Familie, Kirche, Landwirtschaft sind die Werte, die hier zählen.“

Literatur: Rainer Zitelmann: Weltreise eines Kapitalisten. Auf der Suche nach den Ursachen von Armut und Reichtum. München 2024.