Rainer Zitelmann, geboren am 14. Juni 1957 in Frankfurt am Main1https://historiker-zitelmann.de/kurzvita/, ist ein libertärer Unternehmer und Buchautor, der vor allem zu Reichtum und Kapitalismus forscht und publiziert. Nach eigenen Angaben ist er seit 31 Jahren kritisches FDP-Mitglied, ohne parteipolitisch aktiv zu sein.2https://jungefreiheit.de/debatte/interview/2025/interview-rainer-zitelmann/
Biographie
Bereits Zitelmanns Vater war Autor zahlreicher Kinder-, Jugend- und Sachbücher. Mit 14 Jahren trat Rainer Zitelmann dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands bei.3https://zitelmann-autobiografie.de/leseproben/kapitel-2-mao-marx-und-reich/
Von 1978 bis 1984 studierte er Geschichte und Politik in Darmstadt auf Lehramt.4https://www.rainer-zitelmann.de/jahr-1978/ „Zu Beginn meines Studiums war ich immer noch Marxist. Aber an der Universität waren das damals viele, fast alle. Links zu sein war „in“. Das forderte meinen Widerspruchsgeist heraus. Der Wandel in meinen Einstellungen setzte langsam ein, als ich begann, mich mit dem Nationalsozialismus zu befassen. Ich hatte die Biographie von Joachim Fest über Adolf Hitler gelesen und begann, mich intensiv mit der nationalsozialistischen Zeit zu befassen. Ich wollte verstehen, wie so viele Deutsche einem Mann folgen konnten, der unendliches Unheil über Deutschland und die Welt brachte“, schreibt Zitelmann zu seinen Studienjahren.
1986 legte Zitelmann seine Doktorarbeit vor, die sich mit Hitler beschäftigt. Sie wurde mit „summa cum laude“ bewertet und ist in mehreren Auflagen und Sprachen erschienen. Guido Knopp (ehemaliger Moderator ZDF History) lobte die Arbeit:
„Das Buch von Rainer Zitelmann trägt jedoch viel mehr dazu bei, Hitlers Weltanschauung zu verstehen, als etwa die Lektüre von ›Mein Kampf‹. Zitelmann ist der erste Historiker, der sämtliche Bücher, Aufsätze, Reden und sonstigen Aufzeichnungen Hitlers zusammengetragen – und daraus dessen Weltanschauung rekonstruiert hat. Es ist gut, dass dieses Standardwerk, das bei Erscheinen international große Beachtung fand, wieder neu aufgelegt wird.“
1987 wurde Zitelmann wissenschaftlicher Assistent an der Freien Universität Berlin und blieb bis 1992. Danach wurde er Cheflektor des Ullstein-Propyläen-Verlages und später Mitglied der Geschäftsleitung. Über diese Zeit berichtet Zitelmann:
„Ich verlegte damals viele Bücher von konservativen Politikern und Wissenschaftlern, so etwa von dem ehemaligen Berliner CDU-Innensenator Heinrich Lummer. Aber im Verlag bot ich auch nonkonformistischen Autoren aus dem linken Spektrum Raum für interessante Publikationen. So veröffentlichte der ehemalige SDS-Aktivist und damals beim SPD-Parteivorstand für Schulung und Bildung zuständige Referent Tilman Fichter ein Buch über „Die SPD und die Nation“.“5https://www.rainer-zitelmann.de/jahr-1992-1993/
Doch bereits 1993 wechselte Zitelmann zur WELT. Bei der Tageszeitung war er bis 2000 für verschiedene Ressorts verantwortlich (Geschichte und später Immobilien). Ab dem Jahr 2000 baute Zitelmann schließlich ein PR-Unternehmen in der Immobilienbranche auf. 2016 verabschiedete sich Zitelmann von dem Unternehmen. Die Kommunikationsagentur heißt inzwischen PB3C.
2017 erschien Zitelmanns zweite Dissertation zur Psychologie der Superreichen. Er stellt darin die These auf, daß exorbitanter Reichtum fast immer auf selbständige Tätigkeit zurückzuführen ist. Superreiche seien zudem in den allermeisten Fällen Nonkonformisten, die vom Mainstream in entscheidenden Punkten abweichen.
Positionen
In einem Gespräch mit der WELT sagte Zitelmann 2024: „Fast überall auf der Welt ist die wirtschaftliche Freiheit auf dem Rückzug. Sorgen machen mir die großen Ökonomien China und die USA, da von ihnen so viel abhängt. China hatte von 1980 bis 2010 eine großartige Entwicklung in Richtung mehr wirtschaftliche Freiheit. Leider ist in den letzten Jahren wieder ein Zurück zu mehr Staatseinfluss zu erkennen. Auch in den USA ist die wirtschaftliche Freiheit auf dem Rückzug.“
Zitelmann verweist darauf, daß der Kapitalismus das beste Mittel sei, um Armut zu bekämpfen: „Mich interessiert Ungleichheit nicht, sondern Armut. Bevor der Kapitalismus entstand, lebten die meisten Menschen auf der Welt in extremer Armut: Im Jahr 1820 betrug die Quote noch 90 Prozent. Heute ist sie unter neun Prozent gesunken, dem Kapitalismus sei Dank. Der stärkste Rückgang war seit 1990“.
In seinem Buch Weltreise eines Kapitalisten (2024) differenziert Zitelmann jedoch auch. Über Albanien schreibt er beispielsweise: „Gibt es in Deutschland zu viele Vorschriften, sind es hier zu wenige.“ Er bezieht sich dabei auf unerlässliche Vorschriften für den Hausbau.6Rainer Zitelmann: Weltreise eines Kapitalisten. Auf der Suche nach den Ursachen von Armut und Reichtum. München 2024. S. 30 Darüber hinaus äußert sich Zitelmann in dem Buch unter anderem zu Paraguay, Argentinien und Vietnam.
„In Europa und den USA sagten im Durchschnitt nur 28 Prozent der Befragten, dass es ihnen wichtig sei, reich zu werden. In den vier asiatischen Ländern waren es dagegen im Durchschnitt 58 Prozent, aber nirgendwo sagten so viele Menschen, dass es ihnen wichtig ist, reich zu werden, wie in Vietnam, nämlich 76 Prozent.“7Ebd., S. 116
In der NZZ kritisierte Zitelmann 2023 die „Ökoplanwirtschaft“. Ihre Anhänger würden verkennen, daß seit jeher die „Umweltprobleme in planwirtschaftlichen Systemen (…) wesentlich grösser als im Kapitalismus“ waren.
Veröffentlichungen (Auszug)
2025: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird (Roman)
2024: Weltreise eines Kapitalisten. Auf der Suche nach den Ursachen von Armut und Reichtum
2022: Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten. Zur Kritik der Kapitalismuskritik
2017: Psychologie der Superreichen
1987: Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs
Wikipedia-Korrektur
Daß sich Zitelmann vor allem mit der „Zeit des Nationalsozialismus“ beschäftigt, wie in der Wikipedia-Einleitung herausgestellt, ist in dieser Pauschalität ebenso falsch wie die Zuordnung zur Neuen Rechten, die – wenn überhaupt – für eine kurze Lebensphase in den 1990er-Jahren zutrifft. Die persönliche Entwicklung von Zitelmann wird in der Einleitung bewußt verschwiegen.
Zitelmann selbst hat sich in einem JF-Interview zu Wikipedia in Zusammenhang mit seinem Hitler-Buch geäußert: „Wer Wikipedia liest, wird leicht in die Irre geführt, da dort die vielen positiven Stimmen weitgehend verschwiegen und die kritischen viel ausführlicher dargestellt werden, als es der damaligen Diskussion entsprach.“