Rudolf Diesel (1858-1913) hat nicht nur Ende des 19. Jahrhunderts den Dieselmotor entwickelt, der deutlich effizienter arbeitet als ein Benziner. Er war auch ein Vordenker der sozialen Marktwirtschaft. Sein Wirtschaftsdenken war typisch deutsch. Diesel suchte nach einem Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Er nannte sein Konzept den „Solidarismus“.

„Solidarismus ist zielbewußt organisierte Menschenliebe, ist in Taten umgesetzte Solidarität. Der Solidarismus findet in dem Zusammenwirken von Volkskasse und Bienenstock seine komplette praktische Verwirklichung. Der Solidarismus baut auf der Pflicht des einzelnen, für die Gesamtheit zu wirken, dessen Recht auf, daß die Gesamtheit für ihn eintrete. Solidarismus, die vollkommene Gleichsetzung des Einzelinteresses mit dem Gesamtinteresse, ist die freie Vereinbarung der Menschen zu gegenseitiger Gerechtigkeit durch Arbeit, Einigkeit und Liebe.“

Der Grundgedanke von Diesel war die Überlegung, was möglich werde, wenn alle damals 50 Millionen Deutschen wöchentlich „nur einen Pfennig in eine gemeinsame Volkskasse“ einzahlen. Wird dieses Kapital verzinst, könne es „Bürgschaft leisten für einen Betrieb“ und das Volk zu „unabhängigen Selbstunternehmern machen, die über ihr Arbeitsprodukt frei verfügen“ können. Mit „Bienenstock“ meint Diesel eine Genossenschaft.

Der Dieselmotor setzte sich vor allem nach Diesels Tod durch und steht bis heute für deutsche Ingenieurskunst. Der Solidarismus fand hingegen kaum direkte Resonanz. Auf der politischen Rechten hat sich der Gedanke jedoch bis heute erhalten. Theoretiker wie Benedikt Kaiser und Politiker wie Björn Höcke werben für einen solidarischen Patriotismus.