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Benedikt Kaiser, geboren 1987, ist Politologe, Publizist und wissenschaftlicher Berater der AfD im Bundestag. Er setzt sich für eine soziale Ausrichtung der Neuen Rechten sowie enge Zusammenarbeit zwischen Vorfeld und Partei ein.

Biographie

Eigenen Angaben zufolge hat Kaiser familiäre Wurzeln in Oberfranken und Oberschlesien. Er studierte von 2007 bis 2013 an der TU Chemnitz Politikwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Europa.1https://antaios.de/autoren/benedikt-kaiser/ 2011 legte er eine ideengeschichtliche Studie zu Pierre Drieu la Rochelle vor. Im Anschluß an sein Studium arbeitete Kaiser bis 2021 beim Verlag Antaios als Lektor und war Redakteur der rechtsintellektuellen Zeitschrift Sezession, für die er bis heute schreibt. Seit 2020 ist er Deutschlandkorrespondent der französischen revue éléments und seit 2022 der Nouvelle École.

Gegenwärtig arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der AfD im Bundestag und ist freier Publizist, der vor allem viele Kontakte ins europäische Ausland pflegt – z.B. nach Ungarn und Belgien.2https://www.jungeuropa.de/autoren/benedikt-kaiser/

Positionen

Querfront?

2017 legte Kaiser eine Analyse des Begriffs „Querfront“ vor. In den seltensten Fällen diene dieser der Selbstbeschreibung, sondern werde vor allem von politischen Gegnern vorwurfsvoll eingesetzt.

Kaiser erinnert daran, daß die Querfront-Bemühungen zum Ende der Weimarer Republik das Ziel der „Ausschaltung Hitlers und Thälmanns gleichermaßen“ hatten.3Benedikt Kaiser: Querfront. Schnellroda 2017. S. 20

„Es ist erforderlich, solche historischen Experimente ausführlicher ins Bewußtsein zu rufen, da linke Theoretiker und Praktiker in unseren Tagen den Begriff ‚Querfront‘ ausgerechnet mit dem Ruch des Hitler-Apologetentums kontaminieren und historisch gesehen – wenn überhaupt – allenfalls auf die sehr kurze NSDAP-KPD-Kooperation im Streik der Berliner Verkehrsbetriebe von 1932 verweisen.“4Ebd., S. 22

Kaiser hingegen orientiert sich an den „sozialrevolutionären Neuen Nationalisten“, zu denen z.B. Ernst Jünger zählte. Dieser wünschte sich eine Vereinigung aller revolutionären Kräfte als unsichtbare Verbündete, da der „gemeinsame Feind durch die bestehenden Verhältnisse definiert“ sei, doziert Kaiser.5Ebd., S. 24

Mit Blick auf die aktuelle Linke in Deutschland zeigt er sich hingegen pessimistisch bezüglich der Umsetzung einer Querfront. Erfreulich wäre allein schon eine „Renaissance“ des „Miteinander-Redens“. Selbst das lehne die Linke jedoch derzeit ab.6Ebd., S. 32f In anderen europäischen Staaten wie Frankreich sei die Diskursbereitschaft jedoch stärker ausgeprägt.

Weil die Aussichten der Bildung einer Querfront unrealistisch seien, empfiehlt Kaiser der Neuen Rechten, „eigene thematische Erweiterungen jenseits dogmatischer ideologischer Denkbahnen vorzunehmen, um jene zwingend erforderliche inhaltliche und ideenpolitische Profilierung zu forcieren“. Ganz konkret schlägt er dafür einen „gesamteuropäischen Ansatz“ vor, der die Europäische Union kritisch zu hinterfragen habe7Ebd., S. 46, denn: „Europa ist zu vielfältig, zu reich an Regionen, Kulturen und Völkern, um es der großen Gleichschaltung durch den Neoliberalismus – also durch die gegenwärtige, marktradikale Form des Liberalkapitalismus – zu überlassen …“8Ebd., S. 51f

Anknüpfungspunkte für die Neue Rechte bei linken Ideen sieht Kaiser ferner beim Antiimperialismus. Er lehnt folglich den „US-Neokonservatismus“ ab, der in den letzten Jahrzehnten mit seinem angeblichen „Freiheitsexport“ in Form „imperialistischer Kriege“ gescheitert ist. Als Beispiele für diese These nennt Kaiser „Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien“ und den Jemen.9Ebd., S. 60

Als „letzten markanten Denker der zeitgenössischen Linken“ würdigt Kaiser den slowenischen Philosophen Slavoj Žižek, weil dieser eine antikapitalistische Kritik des Multikulturalismus vorgelegt habe.10Ebd., S. 71 Eine solche Verknüpfung wünscht sich Kaiser auch von rechts, da der Ruf nach angeblichen Fachkräften vor allem dazu diene, für einheimische Arbeiter und Arbeitnehmer die Löhne zu drücken.

Solidarischer Patriotismus

Anknüpfend an seine Empfehlung einer Synthese konstruktiver rechter wie linker Gedanken erarbeitete Kaiser im Jahr 2020 das umfangreiche Konzept eines „Solidarischen Patriotismus“. Mit diesem Konzept will er eine Antwort auf die „soziale Frage von rechts“ geben. In Recherche D, Heft 12, wurde das Buch Solidarischer Patriotismus ausführlich vorgestellt. Kaiser betont darin: „Wer also wirklich Leistungsgerechtigkeit und die Belohnung von Fleiß und Arbeitsbereitschaft herstellen möchte, muß einige der derzeitigen Wirtschaftsverhältnisse und Reichtumsmechanismen als illegitim verwerfen.“ Unter anderem kritisiert er, daß die Kapitalerträge der Superreichen mit 25 Prozent niedriger besteuert werden als die Arbeit vieler Handwerker und Arbeitnehmer aus der Mittelschicht, die bis zu 42 Prozent ertragen müssen.

Darüber hinaus widmet er sich der Frage, ob der Vorwurf der „sozialen Hängematte“ in Bezug auf Arbeitslose gerechtfertigt sei. Mit Blick auf das deutsche Volk verneint Kaiser das. Faulheit sei ein Randphänomen, das von liberaler Seite benutzt werde, um von größeren Problemen abzulenken. Auffällig sei jedoch der hohe Migrantenanteil unter den Bürgergeldempfängern. Um die Akzeptanz einer sozialen Politik zu erhöhen, schlägt Kaiser nichtsdestotrotz einen „Gesellschaftsdienst als erbrachte Gegenleistung zu gewährten staatlichen Leistungen“ vor.

Statt ein abschließendes Programm zu formulieren, betont Kaiser die Vielgestaltigkeit sozialer Ansätze von Konservativen und Rechten. Sie reichen vom Umlagesystem bis hin zu Formen der Nachbarschaftshilfe. Als wünschenswerten Grundkonsens gibt er vor:

„Der Solidarische Patriotismus strebt bei seinem kapitalismuskritischen Verständnis einer gehegten und gelenkten sozialen Marktwirtschaft im Zeichen einer solidarischen Leistungsgemeinschaft zudem danach, den bekannten Marxschen Fehler zu beheben, der Kapitalismus und Marktwirtschaft gleichsetzte.“11Benedikt Kaiser: Solidarischer Patriotismus. Die soziale Frage von rechts. Schnellroda 2020, S. 283f

Einschränkungen des freien Marktes schlägt Kaiser unter anderem in „Schlüsselindustrien“ vor, die „dem Profitstreben entzogen“ werden sollten.12Ebd., S. 272 Ebenso müsse der Staat für eine „Grundversorgung in den Bereichen Verkehr, Bankwesen, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, Energie, Wohnraum, Kultur und Sicherheit“ sorgen.

Konvergenz der Krisen

2023 legte Kaiser im Jungeuropa-Verlag eine Aufsatzsammlung mit dem Titel Konvergenz der Krisen vor. Die immer engere Taktung von Krisen sei die „Conditio sine qua non, also die zwingende Voraussetzung, um überhaupt jenseits der eigenen ‚Blasen‘ politisch und weltanschaulich wirken zu können“, betonte Kaiser dazu in einem Gespräch mit dem Freilich-Magazin.

„Wohlgemerkt: Das impliziert keine Marxsche oder Fayesche Gesetzmäßigkeit, hier nach dem Motto: Wenn die Menschen den Herrschenden in der Konvergenz der Krisen nicht mehr vertrauen, vertrauen sie der Opposition. So läuft das nicht. Vertrauen muss man sich erarbeiten und Hegemonie will erkämpft sein. Die Krisen schaffen nur die objektiv erforderliche Ausgangsbasis. Alles weitere muss man selbst in die Hand nehmen. Die Konvergenz der Krisen unterstreicht die wesensgemäße Offenheit der Geschichte. Und das sollte just in diesen schweren Zeiten Mut machen und Zuversicht vermitteln. Noch ist Deutschland, noch ist Österreich, noch ist Europa nicht verloren!“

Veröffentlichungen (Auszug)

2023: Die Konvergenz der Krisen: Theorie und Praxis in Bewegung

2022: Die Partei und ihr Vorfeld

2020: Solidarischer Patriotismus. Die soziale Frage von rechts

2019: Blick nach links oder: Die konformistische Rebellion

2017: Querfront

Wikipedia-Korrektur

Wikipedia nutzt für den Beitrag über Benedikt Kaiser ausschließlich negativ wertende Sekundärliteratur. Es findet sich kein einziges Zitat aus einer Primärquelle.

Fußnoten