Ernst Jünger (1895-1998), der Jahrhundertschriftsteller, zählt stellvertretend für die „Generation von 1914“ zu unseren 100 wichtigsten Deutschen. Diese Generation stürzte sich voller patriotischer Begeisterung in die „Stahlgewitter“ des Ersten Weltkrieges. Sie machte dabei die bittere Erfahrung, daß der Krieg kein heroischer Zweikampf mehr ist, sondern hochtechnisiert stattfindet.

Diese Grunderfahrung verarbeitete Ernst Jünger literarisch wie kein Zweiter und prägte damit die Konservative Revolution. Was Jünger im Krieg schmerzhaft erfahren mußte, faßt der Historiker Rolf Peter Sieferle wie folgt zusammen: „Das heroische Standhalten in der Materialschlacht, in einer Zone extremer Verdichtung technischer Gewalt, wird zum Vorbild für eine heroische Akzeptanz der Moderne überhaupt. Wer den ‚Stahlgewittern‘ gewachsen war, wird vor der ‚Dämonie der Technik‘ nicht mehr in Klage oder Protest zurückweichen.“

Diese Erkenntnis ist auch in der Gegenwart für Konservative wichtiger denn je. Wenn sich der Konservative kulturkritisch darauf konzentriert, die Gefahren der Künstlichen Intelligenz hervorzuheben, steht schon jetzt fest, daß er zu den Verlierern der Zukunft zählt. Auch wenn es Konservative also nicht hören wollen: Es führt kein Weg daran vorbei, modern zu sein. Begründung? Siehe Ernst Jünger.

„Jünger will das Schicksal nicht nur hinnehmen, es nicht nur passiv vollziehen, sondern sich ihm stellen, ja, den Prozeß, den es einleitet, aktiv fördern“, so Sieferle. Und Jünger selbst notierte:

„Wir müssen glauben, daß alles sinnvoll geordnet ist, sonst stranden wir bei den Scharen der innerlich Unterdrückten, der Entmutigten oder der Weltverbesserer oder wir leben wie die Tiere als Duldende in den Tag hinein.“

Jünger entwickelte deshalb auch ein positives Verhältnis zur Arbeit. Sie sei weit mehr als Broterwerb oder technische Anwendung. Sie bringe vielmehr „ein neues Bewußtsein von Freiheit und Verantwortung“ hervor.

Wer dennoch an der hochtechnisiert-modernen Gesellschaft verzweifelt, könne als „anarchisch-aristokratisches Individuum“ im Kampf gegen die „Welt unpersönlicher Systeme“ (Sieferle) nur zum Waldgänger werden.