Lothar Gassmann, geboren am 19. November 1958 in Pforzheim, ist evangelikaler Theologe und Publizist.
Biographie
Im Dezember 1976 trat Gassmann von der Römisch-Katholischen Kirche zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über. 1977 begann er mit dem Studium der evangelischen Theologie an der Universität Tübingen, das er mit dem ersten theologischen Examen im Jahr 1984 abschloß.
1984 bis 1992 folgten Forschungsjahre und Doktoralstudien mit ersten Buchveröffentlichungen. Gassmann begann zudem einen ausgedehnten Vortragsdienst durch zahlreiche Gemeinden, vor allem in Deutschland und der Schweiz. 1985 wurde er von Pastor Rudolf Bäumer, dem Mitbegründer der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ in den Trägerkreis der Bekenntnisbewegung und in den Leitungskreis der „Gemeindetage unter dem Wort“ berufen. Beiden Gremien gehörte er bis in die 90er Jahre hinein an.
In der gleichen Zeit wirkte er aufgrund einer Anfrage seines Doktorvaters Prof. Dr. Peter Beyerhaus durch Vorträge und Publikationen auch bei der „Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften“ und dem „Theologischen Konvent der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Evangelischen Kirchen Deutschlands“ mit. Beide Gremien verließ er später aufgrund deren immer größer werdenden ökumenischen Öffnung. 1986 wurde er Mitglied der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA), die sich für den Schutz der ungeborenen Kinder einsetzt. Von 1991 bis 1993 war er in Ravenstein (Nordbaden) als Vikar der badischen Landeskirche tätig.
1993 ließ sich Gassmann an der Universität Tübingen mit einer wissenschaftlichen Arbeit über „Das anthroposophische Bibelverständnis“ promovieren.
Aufgrund seiner konservativen Glaubenspositionen wurde er mehrfach von der Badischen Landeskirche zu Gesprächen vorgeladen und schließlich nicht in den Pfarrdienst übernommen.
Bis 1997 bekleidete er einen Lehrauftrag als Dozent für christliche Dogmatik und Apologetik an der Freien Theologischen Akademie (jetzt Hochschule) Gießen. Dort hielt er Vorlesungen über Ekklesiologie, Eschatologie, Apologetik, Sektenkunde, Katholizismus, Theologiegeschichte und weitere Themen, die er später größtenteils in Buchform veröffentlichte. Ferner hielt er in dieser Zeit Gastvorlesungen an der Freien Hochschule für Mission in Korntal und an der Christlichen Universität St. Petersburg.
1996 verfasste er und initiierte zusammen mit ca. 30 christlichen Organisationen neue 95 Thesen, um die immer liberaler werdenden Evangelischen Landeskirchen und Freikirchen zur Umkehr zum biblischen Glauben einzuladen. Während die Thesen im Ausland viel Beachtung fanden, wurden sie in Deutschland von den Kirchenleitungen weithin ignoriert.
Lothar Gassmann unterstützte ebenfalls 1996 die Gründung einer neuen Bekennenden Kirche in Deutschland und wurde zeitweise deren Mitglied. 1998 verließ er die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) aus Enttäuschung über ihre fehlende Reformbereitschaft.
Lothar Gassmann veröffentlichte jahrzehntelang Artikel in zahlreichen Zeitschriften, etwa in „Hoffen und Handeln“, „Philadelphia Kreuz und Reich“, Licht und Leben“, „Der feste Grund“ „Informationsbrief der Bekenntnisbewegung“, „Diakrisis“, „factum“, „ethos“, „Mitternachtsruf“ usw.
2002 berief ihn die Johann-Christoph-Blumhardt-Schule Mühlacker als beratendes Mitglied in ihren Trägerkreis. Diesen Dienst übte er bis 2023 aus.
In den Jahren 2004 und 2005 wirkte er als Schriftleiter von „Erneuerung und Abwehr“. 2006 war er Mitbegründer und seither redaktioneller Mitarbeiter der Vierteljahresschrift „Aufblick und Ausblick“, die aus der Trennung von „Hoffen und Handeln“ wegen der Liberalisierung des dortigen Mitarbeiterstabs hervorging.
1998 bis 2008 wirkte er mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen als Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft für Religiöse Fragen (ARF; jetzt AG Welt). Er initiierte in dieser Zeit die Buchreihen „Aufklärung“, „Kleines Handbuch“ und „Die aktuelle Reihe“ und war von 2006 bis 2008 Schriftleiter der Vierteljahreszeitschrift „Zeitjournal“. 2008 kam es zur Trennung von der ARF, weil einzelne Vorstandsmitglieder ihm die Kritik an innerevangelikalen Fehlentwicklungen verbieten wollten.
Am 2. Oktober 2005 ließ sich Lothar Gassmann in einer kleinen Pforzheimer Freikirche (namens „Christen“) auf das Bekenntnis seines Glaubens an den dreieinigen Gott im Fluss Nagold taufen.
Seit 2009 dient als Prediger und ist Lehrbeauftragter des Christlichen Gemeinde-Dienstes (CGD). Im Frühjahr 2012 war er an der Gründung der Bibelgemeinde Pforzheim, einer freien christlichen Gemeinde, mitbeteiligt. Für diese verfasste er das Glaubensbekenntnis, das auch als Grundlage für die Gründung weiterer ökumenefreier Bibelgemeinden verwendet werden kann.
Ebenfalls im Jahr 2012 initiierte er die erste Endzeit-Konferenz für Süddeutschland im Haus Sonnenblick in Bad Teinach (Schwarzwald) und 2019 die erste Jugend-Endzeit-Konferenz in Hohegrete (Westerwald), wo es bereits seit 1998 Endzeit-aktuell-Konferenzen gab, bei denen er regelmäßig mitwirkte. 2020 folgte die Initiative für die erste Endzeit-Konferenz für die Schweiz und Österreich auf dem schweizerischen Hemberg.
2013 war er Initiator und Mitbegründer des Jeremia-Verlags und 2015 der Lukas-Schriftenmission, deren Vorsitzender er ist.
Nach mehreren USA-Studienreisen brachte er 2014 von Answers in Genesis die Idee zum Aufbau von Schöpfungs-Ausstellungen und -Museen mit nach Europa und initiierte den Arbeitskreis “Schöpfung”, der die Homepage “Wunder der Schöpfung – Schöpfungsmuseum” betreibt.
2021 initiierte er „Bibel-Tube. 2023 erklärte er sich bereit, als Kurator des Projekts „Christlicher Kulturpark“ zu dienen.
Rechtsstreit gegen Google wegen Zensur
2022 gewann Gassmann einen Prozeß gegen Google. Dabei ging es um die Löschung seiner Videos bei YouTube. IDEA berichtete dazu:
„Die Internetplattform hatte ein Video einer Rede Gassmanns mehrfach nur mit einem pauschalen Hinweis auf eine eigene Richtlinie, aber ohne genaue Angabe der Beanstandung, gelöscht. Der Theologe stellte daraufhin den Antrag, eine einstweilige Verfügung zu erlassen.
Das Landgericht Karlsruhe hat nun entschieden, dass die Löschung rechtswidrig sei und YouTube genau angeben müsse, aus welchen Gründen diese Maßnahme erfolgt sei. Die Plattform muss nach dieser Entscheidung den Abschnitt des Videos angeben, der die Entfernung begründet. Wie der Gassmann vertretende Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel (Hamburg) der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA auf Nachfrage mitteilte, handelt es sich dabei um ein Novum.“
Veröffentlichungen (Auszug)
2023: Jesus Christus kommt wieder. Mit der Offenbarung durch das Jahr
2022: Widersteht dem Zeitgeist! Zwischenrufe eines Christen
1993: Das anthroposophische Bibelverständnis. Eine kritische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der exegetischen Veröffentlichungen von Rudolf Steiner, Friedrich Rittelmeyer, Emil Bock und Rudolf Frieling.
Wikipedia-Korrektur
Wikipedia bezeichnet Gassmann als AfD-nah und nutzt tendenziöse, linke Sekundärquellen wie z.B. Belltower. Dazu stellte Gassmann gegenüber Recherche D klar, er lasse sich in kein bestimmtes theologisches oder politisches Lager – weder links noch rechts – einordnen. Gassmann ist parteilos und frei von ökumenischen oder sonstigen Dachverbänden. Er sehe sich allein Gott und der Heiligen Schrift verpflichtet.