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Hansjörg Müller, geboren am 30. April 1968 in Treuchtlingen, ist selbständiger Interim-Manager. Er war von 2017 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages für die AfD. Er bezeichnet sich selbst als „glühenden Verfechter der sozialen Marktwirtschaft“ und kritisiert, daß diese soziale Marktwirtschaft von einer „Finanz-Oligarchie“ abgelöst wurde.

Biographie

Müller studierte Volkswirtschaftslehre und erlernte zahlreiche Fremdsprachen (Russisch, Tschechisch, Spanisch, Englisch). Bis 2017 arbeitete er in der deutschen Exportwirtschaft für mittelständische Unternehmen und in Konzernen. Direkt vor seiner Zeit als AfD-Bundestagsabgeordneter war er als interimistischer Restrukturierungs-Geschäftsführer tätig und übernahm nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag neue Mandate mit Schwerpunkten in Osteuropa und in den BRICS-Staaten.

Parteipolitisch engagierte er sich zunächst in der Jungen Union in den Jahren 1987/88 und in der Freien Bürger Union 1995/96. In die AfD trat er 2013 ein.1https://www.bundestag.de/webarchiv/abgeordnete/biografien19/M/522184-522184 2015 wurde er als Vorsitzender des AfD-Mittelstandsforums gewählt.2https://afdbayern.de/hansjoerg-mueller-aus-bayern-ist-der-neue-vorsitzende-des-afd-mittelstandsforums/

Sein inhaltlicher Schwerpunkt als Bundestagsabgeordneter war die Außenwirtschaftspolitik.

Positionen

In seinem ökonomischen Denken orientiert sich Hansjörg Müller an Friedrich List, Walter Eucken und anderen Vordenkern der sozialen Marktwirtschaft. Gegenüber Recherche D führte er dazu im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal aus:

Ich bin ein glühender Verfechter der sozialen Marktwirtschaft. Mir geht es darum, dass der Staat sinnvolle Rahmenbedingungen setzt, in deren Grenzen sich die Kräfte des Marktes frei entfalten können. Wesentliche Voraussetzung damit der Markt funktionieren kann, ist ein sinnvoll geregelter Wettbewerb. Der vorherrschende Zustand ist katastrophal. Die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften teilen 67% des Weltmarktes auf. Unglaublich, aber wahr, sie beherrschen gemeinsam 67% des Weltmarktes.

Unter diesen Bedingungen eines weltweiten Oligopols kann es keinen funktionierenden Wettbewerb mehr geben. Oligopole sind dem Wettbewerb nahezu immer abträglich, vor allem in der genannten Form: Preise steigen, Qualität sinkt. Genau das sehen wir seit langem in dieser Branche. Deswegen brauchen wir dringend eine Reform des Wirtschaftsprüfungswesens, damit Konkurrenz entstehen kann, Unternehmensgröße nicht implizit gesetzlich bevorteilt wird und Interessenskonflikte im Sinne einer sachgemäßen Prüfung reduziert werden.

Es war übrigens nicht der erste Fehltritt dieser Branche. Auch in der Finanzkrise haben die Wirtschaftsprüfungen kolossal versagt. Und nebenher schreiben sie als Lobbyisten in Brüssel auch noch an denjenigen Gesetzen mit, von denen sie profitieren und die ihre Wettbewerber benachteiligen.

In einem Aufsatz mit dem Titel „Soziale Marktwirtschaft statt Finanz-Oligarchie“ (Recherche D, Heft 10, August 2020) ergänzte er dazu: „Am dringendsten warnten die intellektuellen Väter der sozialen Marktwirtschaft vor einer Ausnutzung der Geldpolitik für politische oder private Zwecke. Sie wollten die Währung an einen festen Anker knüpfen, so daß die Leiter der Geldpolitik keine freie Hand hätten, auf Druck von Interessengruppen oder der öffentlichen Meinung Probleme in der Wirtschaft durch Kreditexpansion und eine Politik des niedrigen Zinses zu überdecken.“

Als vorbildlich im Sinne der sozialen Marktwirtschaft erachtet Müller das Modell der nicht mehr existenten „Deutschland AG“:

„Im Rahmen der Deutschland AG bis in die 1990er Jahre hinein war grundsätzlich dafür gesorgt, daß AGs und Großbanken ihre bevorzugte Stellung nicht auf Kosten der restlichen deutschen Wirtschaft, vor allem des Mittelstandes und der Arbeitnehmer, ausnutzten. Reste davon zeigen sich bis heute im deutschen Aufsichtsratsmodell einschließlich der Mitbestimmung der Arbeitnehmer und weiterer interessierter Gruppen wie der Kreditgeber, Kunden und Zulieferer. Im Rahmen der Deutschland AG waren große Unternehmen und Konzerne grundsätzlich gesellschaftlich eingebettet, was sich in vielfältigen Verflechtungen zwischen deutschen Unternehmen und Banken äußerte. Dies verringerte den Einfluß des internationalen Kapitalmarktes auf Deutschland massiv, was Deutschland unabhängig und stark gegenüber ausländischen Finanzanlegern machte.

Seitdem der deutsche Staat unter Rot-Grün (!!!) daranging, die Deutschland AG durch eine finanzmarkt- und spekulationsfreundliche Steuergesetzgebung aufzulösen, gerät Deutschland immer stärker in den Sog des angelsächsischen Finanzkapitalismus, den man eher als eine privilegierte Finanz-Oligarchie bezeichnen muß.“

In dieser Finanz-Oligarchie seien die international agierenden Konzerne die Gewinner, während der Mittelstand und die Arbeiter bzw. Angestellten zu den „Verlierern der Globalisierung“ zählten. „Es muß gelingen diese Pervertierung der sozialen Marktwirtschaft zu stoppen und die gemeinsame Benachteiligung von Mittelstand und Arbeiterschaft gegenüber der privilegierten Finanz-Oligarchie zu beenden“, betont Müller.

Veröffentlichungen

2022: Scheindemokratie: Ex-Bundestagsabgeordneter der AfD kritisiert seine Partei konstruktiv und wirbt für ein neues, souveränes und menschliches politisches System

2020: Soziale Marktwirtschaft statt Globaler Finanzoligarchie

Wikipedia-Korrektur

Wikipedia geht mit keiner einzigen Silbe auf die wirtschaftspolitischen Vorstellungen Müllers ein. Seine Bücher bleiben ebenfalls unerwähnt. Stattdessen wird zu seinen „Positionen“ referiert, er habe 2018 den Applaus beim Holocaust-Gedenken im Bundestag verweigert. Dazu stellte Müller gegenüber Recherche D klar und zitierte dazu aus seinem Buch Scheindemokratie:

„Ich fand die Art und Weise, wie das Holocaustgedenken begangen wird, schon immer heuchlerisch und menschenverachtend, weil das Leid der Toten von damals für das politische Geschäft von heute instrumentalisiert wird. Der jüdische Autor Norman G. Finkelstein, selbst Kind von Überlebenden, hat mit dieser Scheinheiligkeit in seinem im Jahr 2000 erschienen Buch Die Holocaust-Industrie gründlich abgerechnet. Auf einmal war ich selbst Bundestagsabgeordneter und stand vor der Entscheidung, öffentlichkeitswirksam Betroffenheit zu heucheln, wie alle anderen auch, oder meinem Gewissen zu folgen und den Klatschzirkus nicht mitzumachen. Da gab es für mich nichts zu überlegen: Ich folge in meinem Leben immer meinem Gewissen und nur, weil ich auf einmal Abgeordneter geworden war, änderte ich doch nicht meine Überzeugungen!

Interessanterweise bekam ich danach Unterstützung aus jüdischen Kreisen. Die AfD hat eine bedeutende Anzahl jüdischer Mitglieder in ihren Reihen, von denen mir viele gratulierten, dass ich den Mut gefunden hatte, die Heuchelei um den Holocaustgedenktag anzusprechen. Ein Autor der Jüdischen Rundschau sagte mir das Gleiche in einem persönlichen Gespräch. Meine russische Frau, selbst zu einem Viertel jüdischer Abstammung, und deren Verwandte in Israel fanden mein Verhalten auch gut.“

Wikipedia wirft Müller darüber hinaus vor, „mehreren Verschwörungstheoretikern Zugang ins Reichstagsgebäude“ verschafft zu haben. Dies habe sich am 18. November 2020 ereignet. Dazu Müller: „Es stimmt nur, dass ich eine Journalistin der freien Medien an diesem Tag in den Bundestag eingeladen hatte, aber es stimmt nicht, dass sie Abgeordnete in deren Büros bedrängt hätte. Sie war einfach nur zur gleichen Zeit am gleichen Ort.“ Aus diesem Grund sei – trotz eines entsprechenden Antrags – auch keine Bestrafung durch die AfD-Bundestagsfraktion erfolgt.

Zum Vorwurf, in der Corona-Zeit illegal nach Österreich eingereist zu sein, „um auf einer Veranstaltung von Coronaverharmlosern aufzutreten“ (Wikipedia), sagt Müller: „Ich reiste legal nach Österreich ein, weil ich mich auf einen gültigen Ausnahmetatbestand der österreichischen Quarantäne-Einreiseverordnung stützen konnte. Über zwei Jahre später bekam ich das vom Wiener Magistrat durch Einstellung des Verfahrens bestätigt.“ Der entsprechende Nachweis liegt Recherche D vor

Wikipedia schreibt, Müller sei „seit April 2023 Moskau-Korrespondent des zwischenzeitlich verbotenen rechtsradikalen Compact-Magazins“. Wikipedia verschweigt, daß Müller im Sommer 2024 diese nebenberufliche Tätigkeit wieder beendete und das zwischenzeitliche Verbot des Compact-Magazins durch das Bundesinnenministerium über eine vorläufige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts aufgehoben wurde.3https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/compact-verbot-aufgehoben-104.html

Auf Wikipedia ist heute wie früher über Hansjörg Müller zu lesen: „Ebenso brachte Müller die These auf, der Abschuss des Malaysia-Airline-Flugs 17 sei von den ukrainischen Luftstreitkräften im Auftrag der USA vorgenommen worden, um ein Eingreifen westlicher Mächte zu provozieren“. Mitte Februar 2020 waren Vertreter von Wikipedia in den Bundestag gekommen und alle Abgeordneten erhielten die Möglichkeit, ihre Wikipediaprofile korrigieren zu lassen.

Am 15.  Februar 2020 lautete dieser korrigierte Absatz, vorübergehend, wie folgt: „Ebenso vertritt er (Müller) die Ansicht des ehemaligen Lufthansa-Kapitäns Peter Haisenko, der Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug 17 sei von den ukrainischen Luftstreitkräften im Auftrag der USA vorgenommen worden, um ein Eingreifen westlicher Mächte zu provozieren.“ Ein paar Tage nach dem 15. Februar 2020 wurde dieser Eintrag von Wikipedia wieder in den Ursprungstext zurückversetzt und der Hinweis auf den Beleggeber Haisenko verschwand. Auf dessen YouTube-Videos sind an der Kanzel des Flugzeugwracks die Einschußlöcher der Bordkanone eines Kampfflugzeugs klar zu erkennen, weshalb der Abschuß nicht durch eine russische BUK-Rakete erfolgt sein kann, wie behauptet. Müller hatte den Stand seines vorübergehend korrigierten Wikipediaprofils am 15. Februar 2020 per Screenshot gesichert, der Recherche D vorliegt. Die Aussagen Hansjörg Müllers aus dem Jahr 2020 zum Themenkomplex „Corona“ stellten sich durch die weiteren Entwicklungen als richtig heraus. Wikipedia verharrt aber in seinen Formulierungen auf dem damaligen Stand, um Müller in ungünstigem Licht als angeblichen Verschwörungstheoretiker erscheinen zu lassen.

Fußnoten