Josef Kraus, geboren am 4. August 1949 in Kipfenberg (Landkreis Eichstätt), ist ein deutscher Lehrer, Psychologe, Kritiker von Bildungsexperimenten und Buchautor.
Biographie
Kraus wurde 1955 in München eingeschult. Er wuchs in Obersendling im Süden von München in einem katholischen Elternhaus auf.1https://www.corrigenda.online/kultur/interview-mit-josef-kraus-der-westen-muss-eine-ideelle-festung-werden Seinen weiteren Lebenslauf gibt Wikipedia korrekt2Vgl. https://www.munzinger.de/register/portrait/biographien/Josef+Kraus/00/30043, https://fruehjahrssymposium.at/2016/vorschau/referenten-und-themen.html#:~:text=Josef%20Kraus%20wurde%20am%204,das%20Diplom%20in%20der%20Psychologie wieder:3Wir haben den Abschnitt geringfügig gekürzt und direkt zu den Zeitungen, für die Kraus schreibt, verlinkt.
„Nachdem er 1969 am Willibald-Gymnasium in Eichstätt sein Abitur bestanden hatte, war Kraus zwei Jahre Zeitsoldat. In Würzburg studierte er anschließend von 1971 bis 1977 Deutsch und Sport für das Lehramt an Gymnasien; sein 2. Staatsexamen legte er in Ingolstadt ab. Ein Jahr darauf machte er ebenfalls in Würzburg sein Psychologie-Diplom. Ab 1980 unterrichtete er für 15 Jahre als Gymnasiallehrer in Landshut und war als Schulpsychologe für den Regierungsbezirk Niederbayern zuständig. Ab Februar 1995 war er als Schulleiter am Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg tätig.
Josef Kraus bekleidete von 1979 bis 1987 verschiedene Vorstandsämter im Deutschen Philologenverband und war von 1987 bis Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). Von 1991 bis 2014 war er Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung des Verteidigungsministers und von 1993 bis 1996 Beisitzer in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Im Landtagswahlkampf 1995 trat Kraus für den damaligen hessischen CDU-Spitzenkandidaten und ehemaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther als dessen Schattenkultusminister auf.
Im März 2009 wurde Josef Kraus mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. 2015 erhielt er die Landkreismedaille Landshuts in Gold. Für 2018 wurde ihm der Deutsche Sprachpreis zugesprochen.
Am 31. Juli 2015 trat Josef Kraus in den Ruhestand. Am 30. Juni 2017 endete seine Amtszeit als DL-Präsident. Er lebt in Ergolding bei Landshut.
Josef Kraus ist nach wie vor vielfältig publizistisch tätig, unter anderem als Autor in den Medien Junge Freiheit, Cato, Cicero, Tumult und Tichys Einblick.“
Positionen
Schule, Erziehung und Bildung
Am 13. Juni 2025 schrieb Kraus für die WELT:
„Die duale Berufsausbildung und das Abitur waren früher die Herzkammern der Bildungsnation Deutschland. Aber sie harmonieren nicht mehr. Die Herzkammer Abitur hypertrophiert, die Herzkammer Berufsbildung atrophiert. Folgen sind ein Fachkräftemangel aufgrund des Wegbrechens der beruflichen Bildung und eine marktwidrige Pseudo-Akademisierung. (…)
Diese planwirtschaftlich anmutende, politisch gewollte Steigerung von Quoten setzt voraus, dass die Abitur-Ansprüche heruntergefahren wurden. Quote statt Qualität ist angesagt. Ohne Rücksicht darauf, dass sich Qualität und Quote reziprok verhalten.“
Bereits in seinem Buch Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt von 2017 rechnete Kraus diesbezüglich mit der CDU ab: „Dass sich die Bildungsnation Deutschland allmählich abschafft, hat damit zu tun, dass die vormals bürgerliche Volkspartei CDU schulpolitisch die Segel gestrichen hat. Jahrzehnte war sie gestanden: für ein begabungs- und leistungsorientiertes, vielfältig gegliedertes Schulwesen, gegen die Einheitsschule, gegen eine verlängerte Grundschule, für eine stabile Hauptschule, für anspruchsvolle Abiturstandards, gegen eine Inflation an Hochschulzugängen, für eindeutige Anforderungen beim Zugang zum Gymnasium sowie für ein duales System der beruflichen Bildung. Heute kann man die Frage nach der bildungspolitischen Ausrichtung der CDU nicht mehr so recht beantworten.“4Josef Kraus: Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt. Und was Eltern jetzt wissen müssen. 3. Aufl., Stuttgart 2017. S. 18
Kraus moniert eine „Gefälligkeitspädagogik“. Er befürchtet dabei: „Je niedriger die Hürden in der Schule, desto schwerer fällt es den jungen Leuten, die Hürden im späteren Leben zu überwinden.“5Ebd., S. 25 Schulleistungsvergleiche hätten gezeigt, daß ausgerechnet Länder mit hohen Abiturquoten keineswegs zu den „Spitzenreitern“ zählen, sondern schwächer abschneiden.6Ebd., S. 133
Zugleich sieht Kraus die Ökonomisierung der Bildung, die unter anderem auch in diesen Rankings zum Ausdruck kommt, kritisch und plädiert stattdessen für einen ganzheitlichen Ansatz. Denn: „Bildung hat einen zweifachen Auftrag: Sie hat Nützliches und sie hat Übernützliches zu vermitteln. Verwertungsdenken und Bildungsauftrag, Ökonomie und Kultur, Zielstrebigkeit und Entschleunigung sollten deshalb in der Bildung in einem jeweils ausgewogenen Verhältnis stehen.“7Ebd., S. 81
Kraus lehnt eine totale Digitalisierung der Klassenzimmer ab, ohne allerdings derart vehement vor digitalen Endgeräten im Jugendalter zu warnen wie Manfred Spitzer.8Vgl. ebd., S. 111 Außerdem wünscht er sich eine Stärkung der geisteswissenschaftlichen Fächer:
„Der Vorrang der Sprachen sowie die Pflichtfächer Religion/Ethik, Geschichte, Kunst und Musik machen das Gymnasium jedenfalls zur europäischen Schule par excellence, denn in keiner anderen Schulform Deutschlands und Europas begegnen junge Menschen in so weitem Umfang europäischer Kultur.“
Die Ganztagsbetreuung durch die Schule betrachtet Kraus skeptisch. Dies schränke „das Spektrum kindlicher Erfahrung ein“. Die Betätigung in Sport- uind Musikvereinen oder kirchlichen Jugendgruppen käme dann zu kurz. „Es muss auch ein Leben außerhalb der Schule geben. Schule und staatlich gelenkte Freizeit dürfen nicht alleiniger Erfahrungsraum für Schüler sein“, unterstreicht Kraus. „Mit restlos verstaatlichter Erziehung hat man zu allen Zeiten der Geschichte keine guten Erfahrungen gemacht.“9Ebd., S. 153 und S. 155
Dekadenz
Kraus sieht den Westen an einem Scheideweg und warnt vor dem „Rausch der Dekadenz“. Als wesentliche Dekadenzphänomene sieht er den „Zerfall der Familie“, „Brot und Spiele“ und die „mangelnde Bereitschaft, das Eigene zu verteidigen, am Eigenen festzuhalten, es notfalls auch militärisch zu verteidigen, und natürlich das Ganze auch ideell zu verteidigen“, sagte er im Februar 2025 gegenüber corrigenda. Um der Dekadenz entgegenzuwirken, fordert Kraus eine Besinnung auf die „Bürgerlichkeit“.
„Bürgerlichkeit, sprachgeschichtlich tatsächlich im Sinne von Burg, Bürger kommt von Burg. Er verteidigt etwas, der wappnet sich gegen etwas. Bürgerlichkeit brauchen wir wieder.“
Der Westen müsse „eine ideelle Festung werden. (…) Er muss auch bereit sein, all das, was ihn ausmacht – Demokratie, Bürger- und Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit –, bereit sein, notfalls mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Bürgerlichkeit. Ideelle Festung. Westen. Militärische Festung. Das gilt auch gegen eine völlig regellose Zuwanderung, wie wir sie seit 2015 erleben.“
Totalitarismus
Zu neuen und alten Formen des Totalitarismus betont Kraus in dem corrigenda-Interview:
„Wir haben heutzutage vier Formen von Totalitarismus, historischen oder auch präsent gegenwärtigen. Das ist natürlich der nationalsozialistische oder der faschistische – wobei die beiden Begriffe zu Unrecht gleichgesetzt werden, aber Stalin wollte ja nicht, dass der Begriff Nationalsozialismus vorkommt, weil da „Sozialismus“ drinsteckt. Dann ordnete er Anfang der dreißiger Jahre während einer Komintern-Tagung an, dass nicht mehr von Nationalsozialismus gesprochen werden dürfe, sondern nur noch von Faschismus. Das zweite ist der Kommunismus. Das dritte, auch das ist Totalitarismus, das ist der politische Islamismus. Und das vierte ist jetzt der Wokeismus, der versucht, über Sprachregelungen, die letztendlich Denkregelungen sind, den Menschen total zu prägen und zu indoktrinieren.“
Veröffentlichungen (Auszug)
2024: Im Rausch der Dekadenz. Der Westen am Scheideweg
2023: Der deutsche Untertan. Vom Denken entwöhnt
2018: 50 Jahre Umerziehung. Die 68er und ihre Hinterlassenschaften
2017: Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt. Und was Eltern jetzt wissen müssen
2013: Helikopter-Eltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung
Wikipedia-Korrektur
Der Wikipedia-Beitrag über Josef Kraus enthält keine schwerwiegenden Fehler und ist – im Gegensatz zu vielen anderen Portraits – erstaunlich objektiv. Die Autoren des Beitrags haben sich jedoch nicht bemüht, die Bücher von Kraus zu lesen. Aus diesem Grund haben wir die zentralen Gedanken aus seinem Buch über die Bildungsnation Deutschland zusammengefaßt.