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Werner Patzelt, geboren 1953, war Gründungsprofessor des Instituts für Politikwissenschaft an der TU Dresden. Seit 1994 ist er CDU-Mitglied. Patzelt erkannte früh, daß es in Deutschland eine „Repräsentationslücke zwischen rechter Mitte und rechtem Rand“ gibt. Für regelmäßiges Aufsehen sorgten und sorgen diesbezüglich seine Analysen zur Protestbewegung PEGIDA und zur AfD.

Biographie

Zwischen 1963 und 1972 besuchte Patzelt das humanistische Gymnasium Leopoldinum in Passau. Danach war er zwei Jahre bei der Bundeswehr und wurde später zum Major der Reserve. Von 1974 bis 1980 studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in Straßburg und Michigan. 1984 folgte die Promotion an der Universität Passau mit einer Arbeit über „Grundlagen der Ethnomethodologie“ und 1990 die Habilitation mit einer Arbeit über „Abgeordnete und Repräsentation“. 1992 wurde er als Gründungsprofessor der Politikwissenschaft in Dresden berufen und war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2019 Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme und Systemvergleich.1https://wjpatzelt.de/zur-person/

2017 verübten mutmaßlich Linksextremisten einen Brandanschlag auf das Auto von Werner Patzelt. Er selbst ging davon aus, daß dieser Anschlag die direkte Reaktion auf seine PEGIDA-Analysen war.

2019 strebte Patzelt eine Seniorprofessur an der TU Dresden (TUD) an. Dies wurde ihm von Seiten der Universität verweigert. „In der Begründung wird unter anderem die Kritik der Fakultätsratsmitglieder angeführt, dass Prof. Patzelt Politik und Wissenschaft derart vermischt habe, dass dem Ruf der TUD und der Fakultät dadurch geschadet wurde“, teilte die Universität mit.

Ebenfalls 2019 unterstützte Patzelt die sächsische CDU im Landtagswahlkampf und wurde Ko-Vorsitzender der Programmkommission. Sachsens CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte damals zur Einbindung von Patzelt:

„Ich kenne Werner Patzelt schon sehr lange und schätze ihn als einen sehr kritischen, aber ganz überzeugten Demokraten, der mir in den vergangenen Jahren sehr oft Kritik gegenüber gebracht hat, wenn er das für richtig gehalten hat. Deswegen freue ich mich, dass er am Wahlprogramm der CDU mitmacht. Er ist ein konservatives Gewissen. Aber jemand, der sehr tiefgründig und überlegt analysiert.“

Zwischen 2019 und 2022 wirkte Patzelt zudem in der WerteUnion mit. Grund seines Austritts war die Kandidatur des damaligen Vorsitzenden der WerteUnion, Max Otte, für das Amt des Bundespräsidenten. Otte wurde jedoch nicht von der CDU, sondern der AfD nominiert.

Inzwischen ist Patzelt „Visiting Professor of Research“ am Mathias Corvinus Collegium (MCC) Brüssel.

Zitate

Junge Freiheit, 16.12.2014: „Wann immer in Deutschland etwas von der politischen Mitte abweicht, und zwar nicht nach links, dann entsteht Sorge, es könnte sich um etwas Rechtsradikales handeln. Anscheinend hat sich als allgemeine Ansicht verbreitet: links ist in Ordnung, mittig ist in Ordnung, doch rechts ist sündhaft.“

BILD-Zeitung, 13.06.2018: „Es gibt offenbar eine rechte Bevölkerungsmehrheit. Und solange die keine rechte Regierung bekommt, steigt der Drang weiter, die AfD zu wählen.“

NZZ, 28.01.2019: „Die CDU darf den gegnerischen Figuren nicht mehr so viele spielentscheidende Felder überlassen. Lange Zeit hat meine Partei, im Verein mit SPD und Grünen, der AfD die so gefühlswuchtigen Felder von Heimat und Patriotismus nachgerade zur Selbstbedienung überlassen. Das müssen wir abstellen. Und den wichtigsten rechtspopulistischen Brandbeschleuniger gibt es ohnehin nicht mehr: die zwar gut gemeinte, aber schlecht getane Migrationspolitik der Jahre 2015 und 2016. Doch die neue Politik muss nun auch sichtbar gemacht werden: nicht länger Offenheit für alle, sondern Verkürzung der Asylverfahren samt verlässlicher Abschiebung von Leuten ohne Bleiberecht.“

Indubio, AchGut, 10.03.2025: „Die Union ist seit Angela Merkels Zeiten dessen überdrüssig als rückwärtsgewandt, konservativ, ranzig, staubig, rechts und so weiter etikettiert zu werden. Sie machte sich auf den Marsch dorthin, wo der Zeitgeist wehte, das ist die politische Mitte, definiert bei Sozialdemokraten und Grünen. Sie versuchte sich lieb Kind zu machen bei Sozialdemokraten und Grünen.

Die Kanzlerin Merkel als erste deutsche Klimakanzlerin sah die Zukunft der Union anseite der Grünen als der Partei der aufgeklärten deutschen Intellektuellen und Akademikerschaft. Damit ist man erst so richtig die Volkspartei, wenn man die ganzen dumpfen Arbeiter, die lange Zeit die Union gewählt haben, die dumpfe Landbevölkerung, wo die Union immer noch ihren stärksten Rückhalt hat, man die sozusagen mit den fortschrittlichen Grünen zusammenbringt. Und das ist die Lebenslüge der Union gewesen, denn sie hat von Sozialdemokraten und Grünen längst nicht in dem Umfang dauerhafte Stimmen gewonnen, wie sie nach rechts verloren hat.“

Preußische Allgemeine Zeitung, 11. April 2025: „Viele linksgrüne Politiken sind nämlich in ihren Grenznutzenbereich geraten. Eben das merken nun Millionen von Europäern und wünschen deshalb einen Politikwechsel. Zugleich gehen unseren Kultur- und Machteliten die Argumente zur Verteidigung ihres Kurses aus. Also verlassen sie sich nicht mehr auf die Mittel der Politik, also auf das Argumentieren, Überzeugen und Gewinnen von Wahlen. Vielmehr versucht man, den Gegner gerichtlich um seine Wirksamkeit zu bringen oder ihn gleich ganz aus der politischen Arena zu vertreiben. Wo nämlich nicht mehr Argumente ihren – eher vermeintlichen als wirklichen – „zwanglosen Zwang“ (Jürgen Habermas) ausüben, dort wird es für jene, die sich klüger und moralischer dünken, höchst einladend, sich an den Mitteln erst indirekter, dann direkter Repression zu versuchen. Die Corona-Politik hat gezeigt, wie sich das in der Praxis ausnehmen kann. (…)

Noch ist es allerdings nur eine Versuchung, in solchen Demokratenkreisen sogar altbekannte Praxen autoritärer Herrschaft unter der Bedingung für lobenswert zu halten, dass man sich ihrer selbst bedienen kann. Doch allzu oft wird dieser Versuchung durchaus nicht mehr widerstanden.“

Veröffentlichungen (Auszug)

2025: Deutschlands blaues Wunder. Die AfD und der Populismus

2023: Ungarn verstehen. Geschichte. Staat. Politik

2018: Neue Deutsche in einem alten Land. Über Zuwanderung, Integration und Beheimatung

2016: PEGIDA. Warnsignale aus Dresden (zusammen mit Joachim Klose)

Wikipedia-Korrektur

Zu kritisieren ist vor allem der Abschnitt über „Kontroversen“ im Wikipedia-Beitrag über Patzelt. So wird das JF-Interview, aus dem wir zitiert haben, nur deshalb beiläufig erwähnt, um per Kontaktschuld eine politische Nähe von Patzelt zur JF zu unterstellen. Noch absurder ist der Versuch, Patzelt gleich zweimal mit Joseph Goebbels zu verknüpfen. Außerdem gibt der Abschnitt fast ausschließlich die Sichtweise der Kritiker wieder, während Patzelt kaum zu Wort kommt. Aus diesem Grund stellen wir dem Abschnitt über Kontroversen eine Zitate-Sammlung entgegen.

Fußnoten