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Nach Nigeria (218,5 Mill. Einwohner) folgt Äthiopien (123,4 Mill.) als zweitgrößtes Land Afrikas. Es betreibt das größte Wasserkraftwerk auf dem Kontinent und gilt als „Wasserturm Afrikas“. Das bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Konflikte. Tim Marshall dazu: „Der größte Teil des Wassers in Ägypten stammt aus dem Blauen Nil und die Äthiopier fummeln am Wasserhahn rum. (…) Selbst wenn Äthiopien nur 10 Prozent des Wassers zurückhält, würden im Lauf der nächsten paar Jahre fünf Millionen Bauern aufgeben müssen. (…)

Die Regierungen des Sudan und des Südsudan beobachten die Situation genau, sind aber weniger besorgt. Äthiopien hat versprochen, das Wasser weiter fließen zu lassen und überschüssige Elektrizität an die Nachbarn zu verkaufen. Im Austausch könnten der Sudan und der Südsudan Öl nach Äthiopien liefern.“

Der Afrika-Experte Volker Seitz (siehe Interview in unserem Magazin BlaueNarzisse.de) konstatierte in seinem Buch Afrika wird armregiert (2009) folgendes: „In Äthiopien – wo übrigens 30 Länder Entwicklungshilfe leisten und miteinander konkurrieren – ist die Hungerhilfe inzwischen der zweitgrößte Wirtschaftszweig. Sie wächst schneller als die Landwirtschaft.“ Wie ineffektiv diese Hungerhilfe bis heute ist, zeigt Platz 101 von 125 Äthiopiens im Welthunger-Index 2023.

Ein aktuelles Beispiel für die Probleme der Landwirtschaft bietet der Kaffeeanbau: Die Europäische Union fordert von den Kleinbauern aus Äthiopien Geo-Daten, die belegen, daß beim Kaffeeanbau keine Wälder abgeholzt werden. Da die Kaffeepflanzen schattige Plätze lieben, kämen die Bauern nie auf die Idee, Bäume zu fällen. Ihr Problem ist allerdings, daß sie die europäischen Dokumentationspflichten mangels IT-Kenntnissen nicht erfüllen können. Übrigens: Die digitale Plattform der EU zur Umsetzung der Entwaltungsrichtlinie funktioniert auch noch nicht richtig. Dieses Beispiel steht damit stellvertretend für die Idiotie der EU-Bürokratie und der Klimahysterie. (Weiterführend dazu: stern und BTO)

Literatur: Tim Marshall: Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert. 10 Karten erklären die Politik von heute und die Krisen der Zukunft. München 2023.

Volker Seitz: Afrika wird armregiert, oder: Wie man Afrika wirklich helfen kann. München 2009.