Fritz Söllner, geboren 1963, leitet das Fachgebiet Finanzwissenschaft an der TU Ilmenau. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählt die Frage, welche ökonomischen Schäden politische Hypermoral anrichtet.1https://www.langenmueller.de/de/unsere-autoren/fritz-s-ollner#description
Biographie
Söllner studierte von 1982 bis 1987 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth und schloss das Studium als Diplom-Kaufmann ab. 1990 folgte seine Dissertation zum Thema „Die Inflationssteuer in Entwicklungsländern“ und 1996 seine Habilitation mit einer Arbeit über „Thermodynamik und Umweltökonomie“. In dieser Zeit (1989-1997) war Söllner Assistent am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft in Bayreuth. 1991 bis 1992 hat er zudem als John F. Kennedy Fellow an der Harvard University in Cambridge (USA) geforscht.
Seit 1998 ist er Lehrstuhlinhaber für Finanzwissenschaft an der TU Ilmenau. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migrationspolitik, Umweltökonomie und Umweltpolitik, Theorie und Politik des Finanzausgleichs sowie die Geschichte des ökonomischen Denkens.
Söllner ist Mitglied des „Vereins für Socialpolitik“, der Hayek-Gesellschaft und des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit.2https://www.tu-ilmenau.de/universitaet/fakultaeten/fakultaet-wirtschaftswissenschaften-und-medien/profil/institute-und-fachgebiete/fachgebiet-finanzwissenschaft/team/univ-prof-dr-rer-pol-fritz-soellner
Positionen
Zu den ökonomischen Schäden durch Moralismus erklärte Söllner in einem Gespräch mit der Welt vom 26. Februar 2025: „Man kann dann mit guter Gesinnung glänzen, die aber sehr teuer erkauft ist. Es wird eine Politik betrieben, für die Milliarden ausgegeben werden, ohne auf Effektivität und Effizienz zu achten. So wird Geld verschwendet, die Energiekosten steigen und die Versorgungssicherheit sinkt. Die Deindustrialisierung ist längst kein Schreckgespenst mehr, sie ist bereits im vollen Gang.“
Ebenfalls kritisiert er in dem Gespräch die Priorisierung einer Hypermoral vor nationalen Interessen: „Wenn Deutschland Werte statt Interessen propagiert, leben die USA Werte als Interessen. Sie würden – und das galt übrigens schon vor Trumps zweiter Amtszeit, nur etwas diskreter – keine hehren Prinzipien über ihre geopolitischen Interessen stellen.“
Gegenüber der JF erklärte Söllner zum Spannungsverhältnis von Moral und Ökonomie bereits am 22. Juni 2024:
„Die Ökonomie beruht auf dem Prinzip der Nutzenmaximierung. Diese setzt eine rationale Abwägung von Kosten und Nutzen voraus. Wenn dies in der Politik unterbleibt, kann die Volkswirtschaft – aber nicht nur diese! – schweren Schaden nehmen, etwa indem man das Sozialprodukt nicht ökonomisch sinnvoll, sondern nach angeblich moralischen Gesichtspunkten verwendet.
Es stellt sich nun die Frage, wie man die Menschen dazu bringt, sich das gefallen zu lassen. Der Trick der Moralapostel ist, zu verhindern, daß diese es wagen, das eigentlich selbstverständliche rationale Kosten-Nutzen-Kalkül anzustellen, welches die Grundlage jeder interessengeleiteten Politik bildet, indem die Moralisten genau das als verwerflich stigmatisieren und damit tabuisieren.“
Söllner beschäftigte sich auch mit den Folgen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Der NZZ (24.09.2022) sagte er dazu: „Das Grundübel ist die viel zu expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank in den vergangenen zehn Jahren. Die EZB hat einen gewaltigen Strohberg aus Geld angehäuft, der erst durch die Corona-Krise, dann durch Putins Krieg in Brand geriet und die Inflation auslöste. (…) Die Inflation wird uns lange erhalten bleiben – es sei denn, die EZB rafft sich zu deutlichen Zinserhöhungen auf. Danach sieht es nicht aus.“
In dem Gespräch plädiert Söllner für ein dezentralisiertes Europa und den Euro-Austritt Deutschlands. Der Euro sei eine „ökonomische Fehlkonstruktion“. Bestehe er fort, „wird er in den europäischen Zentralstaat münden“, so seine Prognose.
Als Vorbild sieht Söllner hingegen die Schweiz. „Direkte Demokratie, wie sie etwa in der Schweiz praktiziert wird, schützt vor staatlicher Allzuständigkeit und vor überbordender Erwartungshaltung gleichermassen. Deutschland stünde es gut zu Gesicht, in dieser Hinsicht mehr Schweiz zu wagen“, so Söllner.
Veröffentlichungen (Auszug)
Die wissenschaftlichen Publikationen von Fritz Söllner können hier eingesehen werden. Zudem sind folgende Sachbücher aus seiner Feder erschienen:
2024: Die Moralapostel. Zerstörung eines Exportweltmeisters
2022: Krise als Mittel zur Macht
2019: System statt Chaos: Ein Plädoyer für eine rationale Migrationspolitik
Wikipedia-Korrektur
Per Kontaktschuld wird Söllner auf Wikipedia in die Ecke der „Neuen Rechten“ geschoben. Dies geschieht wohlgemerkt, ohne seine inhaltlichen Positionen zu referieren. Wir haben deshalb zu seinen Positionen ein neues Kapitel angelegt.