Thilo Sarrazin, geboren am 12. Februar 1945 in Gera, war SPD-Finanzsenator in Berlin und im Vorstand der Bundesbank. Mit dem Millionen-Bestseller Deutschland schafft sich ab (2010) war er ein maßgeblicher Türöffner für die Migrationsdebatte in Deutschland.
Biographie
Thilo Sarrazin wuchs in Recklinghausen auf und studierte Volkswirtschaftslehre in Bonn. Von 1975 bis 1991 arbeitete er für das Bundesfinanzministerium. Als Referatsleiter war er federführend an der Konzeption und Umsetzung der deutschen Währungsunion beteiligt.
1991 wurde er Staatssekretär im Finanzministerium von Rheinland-Pfalz und 1997 Vorsitzender der Geschäftsführung der TLG Treuhandliegenschaftsgesellschaft in Berlin. Im Jahr 2000 wechselte er zur Deutschen Bahn und saß im Vorstand der DB Netz AG. 2002 bis 2009 sorgte er als Finanzsenator von Berlin dafür, das Haushaltsdefizit abzubauen und 2007/2008 Überschüsse zu erwirtschaften. Im Anschluß war Thilo Sarrazin von Mai 2009 bis September 2010 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank.
Ab 2010 hat Sarrazin mehrere Bestseller geschrieben. Neben Deutschland schafft sich ab erreichte auch Europa braucht den Euro nicht (2012), Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland (2014), Wunschdenken. Europa. Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert (2016) und Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft gefährdet (2018)1https://www.buchreport.de/news/thilo-sarrazin-schafft-es-erneut-an-die-spitze-der-spiegel-bestsellerliste/ Platz eins auf der Spiegel-Bestsellerliste.2https://www.thilo-sarrazin.de/autor.html
2020 schloss die SPD Sarrazin aufgrund der Ansichten in seinen Büchern aus der Partei aus.
Thilo Sarrazin ist seit 1974 mit Ursula Sarrazin verheiratet und hat zwei Söhne.3Ebd.
Positionen
2025 zog Sarrazin nach 15 Jahren eine Bilanz seiner in Deutschland schafft sich ab aufgestellten Thesen. Seine Befürchtungen hätten sich nicht nur bestätigt. Die tatsächliche Entwicklung sei sogar weitaus schlimmer gewesen. Sarrazin weist das mit zahlreichen statistischen Befunden nach. So betont er etwa:
„2023 wurden in Deutschland 693.000 Kinder geboren, bei rund der Hälfte hatten die Eltern einen Migrationshintergrund. Die gegenüber meinen damaligen Schätzungen weitaus höhere Einwanderung in Deutschland beschleunigt auch den Rückgang des Anteils ethnischer Deutscher an den Geburten.“4Deutschland schafft sich ab. Die Bilanz nach 15 Jahren. München 2025. S. 50
Zur Masseneinwanderung schreibt er: „Die tatsächliche Zuwanderung ist langfristig viel höher, als von mir 2010 mit jährlich 50.000 unterstellt, seit 2014 liegt sie jährlich beim Acht- bis Zehnfachen meiner damaligen Annahmen.“
Geirrt habe sich Sarrazin auch bei der „Produktivität pro Arbeitsstunde“. Hier unterstellte er ein Wachstum von einem Prozent. „2022 lag der jahresdurchschnittliche Produktivitätszuwachs nur noch bei 0,8 Prozent, zuletzt sogar nur bei 0,4 Prozent.“5Ebd., S. 79
In Wunschdenken hatte Sarrazin zur Bedeutung dieser Kennzahl erläutert: „Eine absolute Beeinträchtigung des Lebensstandards wird durch die niedrige Geburtenrate dann (und nur dann) bewirkt, wenn die Arbeitsproduktivität nicht mehr wächst. (…) Wenn es in Deutschland gelingt, die Produktivität der menschlichen Arbeit weiterhin Jahr für Jahr um 1 bis 2 Prozent zu steigern, dann ist die Geburtenrate zuallerletzt ein Wohlstandsproblem.“6Wunschdenken. München 2016. S. 291
Ein Schwerpunkt Sarrazins in Deutschland schafft sich ab war neben Demographie und Migration die sinkende Bildung. In den zurückliegenden 15 Jahren habe das Bildungsniveau nun weiter abgenommen. Vor allem betreffe das die mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung.7Deutschland schafft sich ab. Die Bilanz nach 15 Jahren. München 2025. S. 112 und S. 121f Dazu führt Sarrazin aus:
„Die Struktur und Verteilung der Geburten in Deutschland ist mit dem Bildungsniveau und dem beruflichen Status der Eltern negativ korreliert. Im Durchschnitt gilt: Je klüger die Eltern sind und je höher ihr beruflicher Status ist, umso weniger Kinder haben sie. (…) Durch die sinkende Zahl der Geburten und die relativen Verschiebungen der spezifischen Gewichte zwischen den sozialen Schichten wird die deutsche Bevölkerung nicht nur fortlaufend kleiner, sondern auf längere Sicht auch durchschnittlich kognitiv weniger kompetent.“8Ebd., S. 323
Neu in seiner Bilanz nach 15 Jahren ist die Zuspitzung der politischen Forderungen. So wünscht sich Sarrazin, „illegale Einwanderer (…) pauschal zurückzuweisen“. Diese Zurückweisung bzw. die notwendigen Abschiebungen müßten „bedarfsweise auch mit militärischer Unterstützung“ erfolgen.9Ebd., S. 392
Als Gegenmodell zum „kulturellen Suizid“10Ebd., S. 420 empfiehlt Sarrazin die ebenfalls „geburtenarmen Industriegesellschaften Ostasiens“. Japan, Südkorea, China und auch Singapur kämen ohne „nennenswerte Einwanderung“ aus oder würden die Einwanderer streng nach Qualifikation auswählen. „Sie werden damit zwar auf lange Sicht demografisch unvermeidlich schrumpfen, haben aber die Chance, ihre kulturelle und ethnische Identität zu bewahren“, so Sarrazin.11Ebd., S. 434f
Veröffentlichungen (Auszug)
2025: Deutschland schafft sich ab. Die Bilanz nach 15 Jahren
2024: Deutschland auf der schiefen Bahn. Wohin steuert unser Land?
2018: Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft gefährdet
2016: Wunschdenken. Europa. Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert
2014: Der neue Tugendterror
2012: Europa braucht den Euro nicht
2010: Deutschland schafft sich ab
Wikipedia-Korrektur
Auf Wikipedia wird Sarrazin von Vornherein als „umstrittener“ Autor vorgestellt. In der Debatte um seine Personen kommen zudem hauptsächlich seine Kritiker zu Wort, die ihm dann z.B. „Rassismus“ vorwerfen.