Michael Andrick, geboren 1980 mit dem Familiennamen Krause, ist ein promovierter Philosoph und Spiegel-Bestsellerautor (Im Moralgefängnis), der sich sowohl in den etablierten als auch den alternativen Medien zu Wort meldet.
Biographie
Wikipedia schreibt über ihn:
„Er stammt laut Eigenangaben aus einer Familie, in der „das Gespräch immer sehr politisch war“. Seine Eltern sind aus der DDR geflohen und waren wegen des Fluchtversuchs auch im Gefängnis. Das Abitur absolvierte er bei Hannover. Um das Jahr 1999/2000 leistete er nach der Grundausbildung bei den Fallschirmjägern seinen Wehrdienst in Münster beim Deutsch-Niederländischen Corps.
Nach einem Studium in Erfurt, Leeds (Großbritannien) und Berlin wurde Andrick 2010 mit dem Thema Göttlicher Wille und menschliche Macht: Strategien zur Befriedung der Gesellschaft bei Locke und Spinoza an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert. Dort hielt er im Wintersemester 2013/2014 Lehrveranstaltungen zu „Mensch und Politik nach Spinoza“. Er ist Autor zahlreicher Bücher und publiziert mit Gastbeiträgen zum Thema Digitalisierung und Philosophie in den Medien, darunter Deutschlandfunk Kultur, Wirtschaftswoche, Cicero und weiteren. Als regelmäßiger Kolumnist erscheint er seit 2021 in der Berliner Zeitung.“
Michael Andrick schreibt zudem auch für alternative Medien, wie z.B. NIUS und Cato (Ausgabe 5/2025, ab S. 52: Führung und Furcht). Außerdem war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.1https://derandrick.de/ueber-michael-andrick/
Seine philosophischen Einsichten über die Arbeitswelt resultieren maßgeblich aus seiner Tätigkeit bei Großunternehmen seit 2006. Andrick arbeitete als Führungskraft und IT-Manager in den USA.2https://www.herder.de/autoren/a/michael-andrick/
2022 erhielt er den „Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft“.
Andrick ist verheiratet und Vater von drei Töchtern. Er lebt in Berlin und Boltenhagen (Ostsee).
Positionen
In Recherche D, Heft 17 (Thema: Unproduktive Gesellschaft), haben wir uns mit Andricks Kritik am Ehrgeiz befaßt, die er in seinem Buch über die Erfolgsleere3Michael Andrick: Erfolgsleere. Philosophie für die Arbeitswelt. Freiburg 2022 entfaltet:
Ehrgeiz gilt unter leistungsorientierten Menschen als eine Tugend. Ohne Fleiß, kein Preis, sagen sie. Dabei setzt sich der »Ehr-Geiz« aus einem zumindest in konservativen Kreisen positiv konnotierten Begriff – der »Ehre« – und einem negativen Begriff – dem »Geiz« – zusammen. Der Ehrgeizige strebt also eigene Anerkennung an, indem er seine Ressourcen besonders sparsam und effizient einsetzt. Ist das gut?
Der promovierte Philosoph Michael Andrick hat dieser Frage im Jahr 2020 ein ganzes Buch gewidmet. In Erfolgsleere. Philosophie für die Arbeitswelt führt er aus, warum der Ehrgeiz als wichtigste »Triebfeder der meisten Karrieren« aus seiner Sicht zu einem »Verhängnis« führt. »Ihm müssen wir entrinnen, um nicht zum Funktionär zu verkümmern; und wenn wir unbedingt eine Laufbahn haben müssen, so sollten wir vermeiden, sie aus Ehrgeiz zu haben.« Andrick meint, eine Kettenreaktion entdeckt zu haben: Das Bedürfnis nach Anerkennung bzw. Ehre bringe Ehrgeiz hervor. Dieser Ehrgeiz führe in der Industriegesellschaft zur Konformität. Wir hinterfragen nicht mehr und schlittern so in einen »Autoritätskult«. Durch Produktivität ohne Nachdenken suchen wir die Erlösung im Erfolg. Schlußendlich läßt uns der Ehrgeiz trotzdem erstarren, weil wir in unseren konformen Handlungen keinen Sinn erkennen und finden können.
»Die Erwerbsarbeit allein ist in den meisten Fällen eine schwankende und letztlich zu schmale Basis für ein gelingendes Leben«, unterstreicht Andrick. Bei diesem Punkt ist ihm zuzustimmen. Ökonomistisches Funktionieren führt unweigerlich zur Selbstzerstörung der industriellen Maschine. Denn wer nur an die eigene Karriere denkt, vernachlässigt die Familie. Gesamtgesellschaftlich ist somit ein demographischer Niedergang zu erwarten, der langfristig auch die eigene Wirtschaft schädigt. Zudem können Konformisten, die sich durch Anpassung in Betrieben oder Behörden nach oben arbeiten, nicht innovativ sein. Denn Innovation erfordert Querdenken. Andrick biegt nun aber an einer entscheidenden Stelle falsch ab: Er wünscht sich hypermoralische Mitarbeiter, die streiken, wenn ihr Unternehmen nur die Eigeninteressen im Blick hat und Aspekte wie Arbeitsbedingungen bei Lieferanten oder angenommene Auswirkungen auf das Klima ausblendet.
Zu einer echten Lösung findet er nicht, weil er ein falsches Bild von der »Ehre« hat. Sie als die Wurzel eines Autoritätskultes zu diffamieren, verkennt ihre Vielschichtigkeit. Ehre bedeutet auch, bestimmte Schweinereien nicht mitzumachen und sich zu widersetzen, wenn etwas den eigenen Überzeugungen diametral gegenübersteht. Der »ehrbare« Kaufmann verhökert keinen Müll zu überzogenen Preisen, weil er an langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert ist und diese nur mit Anstand erreichen kann. Somit ist eine stärkere Betonung der Ehre die Lösung, um Sinn im Wirtschaften zu finden. Nicht weniger!
Zitate
„Wer aufgrund überschüssiger Bildung nicht gedankenlos genug für eine fraglose Funktionärskarriere ist, stellt für jedes System zunächst eine Irritation dar.“4Ebd., S. 52
„Die ‚Brandmauer‘-Parteien missachten das Demokratieprinzip, das gleiche Recht der Bürger auf politische Mitbestimmung. Sie müssten vom Verfassungsschutz beobachtet und in seinem nächsten Jahresbericht für ihre Aktivitäten gerügt werden.“ (NIUS, 5. Februar 2025)
„Wenn man in einem breiten Meinungsspektrum nicht mehr alle Fragen angstfrei diskutieren kann, dann droht der Kontakt zur Wirklichkeit abzureißen. Das sehe ich als das Grundübel heute – also einen ängstlich gewordenen öffentlichen Diskurs.“ (MDR-Interview vom 13. Juli 2025)
Veröffentlichungen (Auswahl)
2025: Ich bin nicht dabei. Denk-Zettel für einen freien Geist
2024: Im Moralgefängnis
2020: Erfolgsleere. Philosophie für die Arbeitswelt
Wikipedia-Korrektur
Wikipedia unterschlägt Andricks praktische Berufserfahrung. Zudem gibt es bisher keinen Abschnitt über seine Positionen.
(Bild: Michael Andrick. Von: Karolina Kovac / Westend-Verlag)