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Fritz Vahrenholt, geboren am 8. Mai 1949 in Gelsenkirchen-Buer, war als SPD-Politiker von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg. Danach begleitete er verschiedene Managementpositionen im Bereich der Erneuerbaren Energien, ehe er sich zum Kritiker der Klimapolitik entwickelte. Vahrenholt wurde 1998 zum Honorarprofessor in Chemie der Universität Hamburg berufen.1https://vahrenholt.net/

Biographie

Der promovierte Chemiker arbeitete für das Umweltbundesamt, das hessische Umweltministerium und wurde 1984 Staatssekretär in Hamburg unter Bürgermeister Klaus von Dohnanyi. „1990 wurde er von Bürgermeister Voscherau zum Chef der Senatskanzlei berufen und vertrat Hamburg bei den Verhandlungen über den Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR“, heißt es auf der Website von Vahrenholt.

Nach seiner Zeit als Umweltsenator ging Vahrenholt zu Shell. Im Vorstand war er von 1998 bis 2000 zuständig für Erneuerbare Energien, Chemie und Öffentlichkeitsarbeit. Bei dem Öl- und Gas-Unternehmen widmete er sich dem Aufbau von Solaranlagen und einer Solarzellenfabrik. Dazu heißt es auf der Website von Vahrenholt: „Shell begann auf seinen Tankstellen PV-Module zu installieren, natürlich auch um das schlechte Image auf Grund der Brent Spar-Affäre aufzubessern.“ Später folgte jedoch eine Kehrtwende in der Firmenpolitik und die Solarzellenfabrik wurde an Solarworld verkauft.2https://vahrenholt.net/shell/

2001 wurde Vahrenholt Vorstandsvorsitzenden eines Windkraftunternehmens, der REpower Systems AG. Von 2008 bis 2012 war er schließlich Vorstandsvorsitzender der RWE Innogy GmbH und somit weiter im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig (Windkraft, Wasserkraft, Biomasse). Ebenso wie Stefan Homburg gehörte Vahrenholt unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder und später unter CDU-Kanzlerin Angela Merkel dem „Rat für nachhaltige Entwicklung“ an.

2012 erschien dann allerdings zusammen mit Sebastian Lüning das Buch Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Es stellt einen Wendepunkt im Denken von Vahrenholt dar. Fortan tritt er als Kritiker der Energie- und Klimapolitik der Regierung auf.

Positionen

Unter der Überschrift „Die CO2-Lüge: Stoppt den Wahnwitz mit Solar- und Windkraft!“ erläuterte Fritz Vahrenholt am 8. Februar 2012 in der BILD-Zeitung seine Erkenntnisse aus der Arbeit am Buch Die kalte Sonne: „Schwellenländer wie China verweigern eine Senkung bis 2030. Die EU-Klimapolitik wird damit zur Frage der Verteilung von Wachstum und Wohlstand in der Welt. Denn auch andere Weltmarktkonkurrenten (Indien, Russland, USA, Indonesien usw.) lehnen eine Absenkung des CO2-Ausstoßes ab. Diese Staaten produzieren 85,7 % der weltweiten Emissionen.“ Wer folglich den CO2-Ausstoß minimieren möchte, müsse in diesen Staaten ansetzen. Kritisch sieht Vahrenholt allerdings die „gewaltige Umverteilungsmaschinerie“ zugunsten der Entwicklungsländer. Es dominierten dadurch die wirtschaftlichen Interessen. Ökologische Gesichtspunkte würden nur vorgeschoben.

Erneuerbare Energien lehnte Vahrenholt in dem Artikel nicht generell, wie die BILD-Überschrift suggeriert, ab. Vielmehr schrieb er: „Wir brauchen mehr erneuerbare Energien. Aber bitte dort, wo sie wettbewerbsfähig und wirtschaftlich sind. Und nicht in Deutschland, wo Solarmodule nur 10% des Jahres volle Leistung bringen. Dieser Wahnwitz kostet uns 8 Milliarden Euro/Jahr. Zahlen müssen die kleinen Leute in den Mietwohnungen, die sich ein Solardach nicht leisten können. Und Hausbesitzer oder reiche Investoren können Kasse machen.“

In einem WELT-Interview vom 7. Februar 2012 über seinen „Sinneswandel“ präzisierte Vahrenholt: „Mir war früher nicht bewusst, das CO2 an sich ein relativ bescheiden wirkendes Klimagas ist. Nur durch Verstärkungseffekte kommt man zu einer katastrophalen Zuspitzung. Der Einfluss der Sonne für unser Klima wird bislang unterschätzt. An dieser Stelle muss man einfach neu denken. Mein Buch ist zwar ein Anti-IPCC-Buch, doch ich stelle mich nicht gegen die Wissenschaftler, die gute und wichtige Forschungsarbeit leisten. Aber es sind eben nicht die Wissenschaftler, die am Ende politisch zuspitzen und sagen, wenn ihr nicht dieses und jenes bis zum Jahr 2020 tut, dann wird die Welt ins Chaos stürzen.“

Während Wikipedia Vahrenholt die „Leugnung klimawissenschaftlicher Erkenntnisse“ vorwirft, sagte er in dem Interview zum CO2-Einfluss auf das Klima: „Es hat zweifelsohne einen Beitrag, doch einen sehr viel geringeren, als bislang angenommen. (…) Ich kann jetzt nicht genau sagen, ob der Anteil des CO2 an der Klimaerwärmung 40, 50 oder 60 Prozent ausmacht. Doch beide Faktoren spielen eine Rolle, und wahrscheinlich ist der Einfluss der Sonne sogar ein wenig stärker als der des CO2. (…)

Der entscheidende Fehler des IPCC besteht darin, dass die Erwärmung von 1977 bis 2000 in den Klimamodellen als CO2-bedingt einfach bis 2100 fortgeschrieben wurde. Ein anderes Problem ist, dass die Bedeutung von Ruß unterschätzt wird. Ruß hat rund 55 Prozent der vom IPCC prognostizierten Klimawirkung des CO2. (…)

Die Erwärmung des Klimas, wie sie unbestritten durch CO2 und andere Gase verursacht wird, wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch andere, natürliche Effekte in erheblichen Umfang kompensiert. Unter dem Strich kommt es damit bis 2100 nur zu einer globalen Erwärmung von einem Grad – vorausgesetzt, dass sich die Zyklen auch künftig so verhalten, wie in den vergangenen 7000 Jahren.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs schlägt Vahrenholt vor, „fossile Kraftwerke“ als „ideale Partner“ der Erneuerbaren zu betrachten. Nur bei einem guten Zusammenspiel könne man Dunkelflauten gut überbrücken.

Zwölf Jahre später, 2024, sieht sich Vahrenholt mit seinen Befürchtungen bestätigt. In einem Vortrag in der Bremischen Bürgerschaft am 14. Mai 2024 führte er aus, daß es „keinen Unterschied in der Entwicklung der Temperatur bis 2040“ geben dürfte. Er referiert dazu die verschiedenen Szenarien des Weltklimarats. Selbst die US-Regierung unter Joe Biden gehe nur von einem moderaten Anstieg der Durchschnittstemperatur aus. „Die Klimadebatte“ hingegen werde „von dem völlig unrealistischen Szenario“ eines extremen Temperaturanstiegs „beherrscht“, so Vahrenholt.

Diese Annahmen dienten zur Begründung der deutschen Klimapolitik. Das Ergebnis dieser Klimapolitik sei eine Industrieflucht. Die Verlagerung der Produktion aus Deutschland nach China erhöhe jedoch „die CO2-Emission auf mehr als das Dreifache“, so Vahrenholt zu den Widersprüchen dieser Agenda.3https://vahrenholt.net/wp-content/uploads/2024/07/Bremer-B%C3%BCrgerschaft.pdf

Veröffentlichungen (Auszug)

2023: Die große Energiekrise: … und wie wir sie bewältigen können4https://www.langenmueller.de/de/die-grosse-energiekrise-19070

2020: Unerwünschte Wahrheiten. Was Sie über den Klimawandel wissen sollten (zusammen mit Sebastian Lüning)5https://www.langenmueller.de/de/unerwunschte-wahrheiten-19021

2012: Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet (zusammen mit Sebastian Lüning)

Wikipedia-Korrektur

Wikipedia wirft Vahrenholt das „Abstreiten vieler wissenschaftlich unumstrittener Forschungsergebnisse der Klimaforschung“ vor. Dem liegt aber selbst ein falsches Verständnis von Wissenschaft zugrunde. Wissenschaft besteht nicht darin, einen angeblichen Konsens zu beschwören, sondern im freien Austausch von Argumenten. Insofern ist es gerade wissenschaftlich, Argumente gegen den aktuellen Mainstream der Lehrmeinung vorzutragen.

Vahrenholt wird darüber hinaus die Mitgliedschaft in einer britischen Denkfabrik vorgeworfen, „die die menschengemachte Erderwärmung bestreitet“. Die Quelle gibt diesen Vorwurf jedoch nicht her. Die Denkfabrik ist vielmehr auf eine „offene Debatte“ aus.

Mit negativ wertenden Sekundärquellen (z.B. linke taz) insinuiert Wikipedia eine Nähe zur AfD. Zudem kommt eine Kontaktschuld-Logik im Zusammenhang mit dem Verein EIKE zur Anwendung.

Fußnoten