Suche
Close this search box.

Hannes Gnauck, geboren am 8. August 1991 in Prenzlau, ist ein deutscher Politiker der AfD. Seit 2021 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages und war seit 15. Oktober 2022 letzter Bundesvorsitzender der Jungen Alternative (JA), die sich 2025 selbst auflöste.

Biographie

Gnauck erwarb 2009 die Mittlere Reife am Christa-und-Peter-Scherpf-Gymnasium in Prenzlau. Er absolvierte eine dreijährige Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann in Eberswalde. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang in einem Sportpark in Neubrandenburg. 2014 verpflichtete sich Gnauck als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Er diente als Personalfeldwebel im Panzergrenadierbataillon 411 in Viereck und war in der zweiten Jahreshälfte 2019 im Rahmen der Mission Resolute Support im Auslandseinsatz in Masar-e Sharif (Afghanistan). Gnauck erreichte bei der Bundeswehr den Dienstgrad Oberfeldwebel.1https://afd-um.de/hannes-gnauck/

Im Juni 2021 wurde bekannt, daß der Militärische Abschirmdienst (MAD) Gnauck wegen angeblich fehlender Verfassungstreue in die Farbkategorie Rot, als Extremist, eingeordnet hat. Aufgrund des laufenden Verfahrens wurde Gnauck vom Dienst freigestellt, die Kaserne dürfe er nur nach Aufforderung betreten, ferner sei ihm das Tragen der Uniform untersagt worden. Seit dem Einzug in den 20. Deutschen Bundestag ruht sein Wehrdienstverhältnis.2https://www.welt.de/politik/deutschland/plus241641601/AfD-Der-Atomwaffen-Plan-der-Jungen-Alternative.html

Am 16. Mai 2024 wurde Gnaucks Immunität aufgrund eines „gerichtlichen Disziplinarverfahrens“ im Zusammenhang mit seiner Zeit als Soldat aufgehoben.3https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/hannes-gnauck-afd-verlust-immunitaet-bundestag-100.html Ein Jahr zuvor hatte er selbst in einem Schreiben an die damalige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) von sich aus um die Aufhebung der Immunität ersucht, da er eine schnelle Aufklärung der gegen ihn im Raum stehenden, aus seiner Sicht gegenstandslosen Vorwürfe herbeiführen wollte. Die Bundestagspräsidentin teilte ihm daraufhin mit, dass eine Immunitätsaufhebung nicht möglich sei.

Unzutreffend sind in der Presse immer wieder kolportierte Behauptungen, die Einstufung durch den MAD stünde in zeitlichem oder sachlichen Zusammenhang mit einer Kreistagsrede aus dem Oktober 2020, in welcher Gnauck die „Asylindustrie“ anprangerte, was ihm vonseiten der politischen Gegner und der örtlichen Lokalpresse als „Hetze gegen Ausländer“ ausgelegt wurde. Weder diese noch irgendeine andere Rede Gnaucks in Ausübung seiner diversen Mandate führten indes je zu Anzeigen, Ermittlungen oder gar Verurteilungen, waren mithin auch niemals Gegenstand der MAD-Einstufung.

Offizieller Grund für die fragwürdige Einstufung waren konkret die Mitgliedschaft in der AfD Brandenburg, die zum damaligen Zeitpunkt laut „Verfassungsschutz“ allerdings lediglich als „rechtsextremer Verdachtsfall“ geführt wurde, und in der Jungen Alternative Brandenburg, die zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls nach Aussage des Verfassungsschutzes „rechtsextremer Verdachtsfall“ war.

Da allein die Mitgliedschaft in einer noch nicht einmal als gesichert rechtsextrem rubrizierten Vereinigung keine hinreichende Begründung für disziplinarische Maßnahmen begründet, dürfte hier ein im Hinblick auf den Reputationsschaden bei Hannes Gnauck gravierender Rechtsverstoß des Bundesamtes für Militärischen Abschirmdienst vorliegen. Zuvor wurde Gnauck im Jahre 2018 ein einziges Mal mit einer disziplinarischen Maßnahme bedacht, einer Belobigung für herausragende Verantwortungsübernahme.  Die Beurteilungen seiner Vorgesetzten bei der Bundeswehr waren stets durchgehend positiv. Am 17. Juni 2025 wurde das Disziplinarverfahren eingestellt.

Gnauck wurde 2019 in den Kreistag Uckermark gewählt und war dort bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2021 Vorsitzender der AfD-Fraktion. Er wurde bei der Bundestagswahl 2021 über Landesliste der AfD Brandenburg in den Bundestag gewählt. Von der AfD-Bundestagsfraktion wurde er als ordentliches Mitglied in den Verteidigungsausschuss und als stellvertretendes Mitglied in den Ausschuss für Arbeit und Soziales berufen. Am 15. Oktober 2022 wurde er als einziger Nominierter zum Vorsitzenden der Jungen Alternative für Deutschland gewählt. Als solcher forderte er die atomare Bewaffnung Deutschlands, das bisher bloße „Verhandlungsmasse fremder Hegemonialmächte“ sei. Auf dem 15. AfD-Bundesparteitag in Essen am 29. und 30. Juni 2024 wurde Hannes Gnauck als Beisitzer in den Bundesvorstand gewählt. Auf dem 16. AfD-Bundesparteitag am 11. und 12. Januar in Riesa brachte er im Namen des Bundesvorstands den Antrag zur kompletten Reorganisation der Parteijugend ein, der eine breite Zustimmung fand. Bei der Bundestagswahl am 23.02.2025 wurde Hannes Gnauck mit 38,35 Prozent für den Wahlkreis 57 (Uckermark – Barnim 1) direkt in den Deutschen Bundestag gewählt.4https://www.bundestag.de/webarchiv/abgeordnete/biografien20/G/gnauck_hannes-860536

Positionen

Gnauck warnte 2021 bei einer Kreistagsdebatte vor einer „gesellschaftszersetzenden Asylmaschinerie“ und einer „höllischen Symbiose aus Wirtschaftseliten, radikaler Linker und Erfüllungsgehilfen der Migrationslobby“. Im Interview mit der Märkischen Oderzeitung bekräftigte Gnauck später, dass er zu seinen Aussagen stehe.

Im Interview mit der Jungen Freiheit vom 17. September 2023 stellte Gnauck klar, dass für ihn und die AfD jeder, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, Deutscher im Sinne des Grundgesetzes sei. Neben dem deutschen Staatsvolk existiere aber unstrittigerweise natürlich auch eine deutsche Volksgruppe – und ein Beweis dafür sei für Gnauck, „dass es auch in Belgien, Dänemark, Polen und anderen Ländern deutsche Minderheiten gibt, obwohl sie keinen deutschen Pass haben und einem anderen Staatsvolk angehören. Und das ist auch der Bundesregierung bewusst, welche diese deutschen Minoritäten – als ethnische Minderheiten – finanziell fördert.“

Gnauck konstatierte in diesem Interview auch, daß ein Geflecht aus Regierung und CDU, Inlandsgeheimdienst, staatlich finanzierten NGOs und Medien, mithin der gesamte institutionelle Apparat unter Kontrolle linksliberaler Eliten stehe, der die AfD in diesem Land, so wie Alice Weidel es einmal sagte, zu politisch Verfolgten mache. Dagegen lehne die AfD sich zu Recht auf. Die bewußten Fehlinterpretationen seien Standard, ungeachtet dessen, wie man sich äußere. Diese umfassenden Personennetzwerke hätten sich den Staat zur Beute gemacht und würden nun sich und ihre ideologischen Projektionen mit Staat und Verfassung gleichsetzen.

Die Probleme im Land nach Gewalttaten wie in Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg, die von Menschen mit Migrationshintergrund begangen wurden, müssten in aller Deutlichkeit benannt werden, erklärte Gnauck gegenüber dem Uckermark-Kurier am 6. Februar 2025: „Wenn ich dafür von Kollegen der anderen Fraktionen oder Parteien angefeindet, persönlich beleidigt oder diffamiert werde, nehme ich das gern in Kauf. Mir geht es nicht darum, irgendjemandem von den ‚Altparteien‘ zu gefallen, sondern dass es meinem Volk und meinem Land wieder gut geht“, betonte er.

Im April 2025 unterstützte Gnauck auf X (vormals Twitter) ausdrücklich den Vorstoß von Parteichef Tino Chrupalla, im Angesicht der gewachsenen Bedeutung der AfD bei der Bundestagswahl 2025 auch einen der gewachsenen Verantwortung angemesseneren  parlamentarischen Ton an den Tag zu legen. Anläßlich des Berichts der Wehrbeauftragten 2025 nannte Gnauck das übergeordnete Bild „besorgniserregend“: Die Bundeswehr sei „weit entfernt von der Fähigkeit, ihren verfassungsmäßigen Auftrag zur Landes- und Bündnisverteidigung vollumfänglich zu erfüllen.“ Es sei, so Gnauck in einer Pressemitteilung vom 11. März 2025 höchste Zeit für eine sicherheitspolitische Wende, die sich konsequent an den realen Bedrohungslagen orientiere. Dies erfordere eine klare Priorisierung der Landes- und Bündnisverteidigung, eine effektive Mittelverwendung und eine grundlegende Reform des Beschaffungswesens.

Gnauck unterstützte Anfang des Jahres 2025 die Forderung seines AfD-Bundestagskollegen Rüdiger Lucassen nach eigenen Atomwaffen für Deutschland und einer Wiedereinführung der Wehrpflicht. Wenn man souverän und resilient sein wolle, so Gnauck, dann sei das nur ein konsequenter Schritt. Für jeden Deutschen, der die Freiheit liebe, müsse klar sein, dass es diese Freiheit nicht ohne eigene Stärke geben könne, betonte Gnauck in mehreren öffentlichen Stellungnahmen. Europa brauche Führung und Verantwortung.

Am 20. Mai 2025 äußerte Gnauck gegenüber dem stern, Rußland würde mit einer „gewissen Brutalität und Rücksichtslosigkeit seine Interessen als wiedererstarkte Großmacht“ durchsetzen und mahnt gleichzeitig „nur eigene Stärke und Abwehrbereitschaft“ könne hier die angemessene Antwort sein. Russland sei „weder unser Freund noch unser Feind“.

In einer Bundestagsdebatte am 21. Mai 2025 anläßlich der Verabschiedung der bisherigen Wehrbeauftragten des Bundestages Dr. Eva Högl (SPD) hielt Hannes Gnauck eine Rede, die durch die Berichterstattung des Medienportals politico internationale Beachtung fand. Darin kritisierte er Bürokratisierung und Ideologisierung bei der Bundeswehr. Als gedienter Zeitsoldat und Afghanistan-Veteran monierte Gnauck unter Bezug auf den aktuellen Bericht über die Bundeswehr unter anderem Genderbeauftragte, „klimafreundliche Stubengestaltung“ und eine „Wellness-Kultur“ für die Truppe. „Wir brauchen Kämpfer“, sagte Gnauck. „Wir brauchen keine CEOs mit Genderberatern in jeder Stabskompanie – wir brauchen Männer und Frauen, die führen, kämpfen und unser Land verteidigen können.“

Gnauck kritisierte das Setzen falscher Prioritäten unter ideologischen Prämissen. „Klimaschutz statt Gefechtsbereitschaft – das ist Irrsinn grüner Ideologie in Reinkultur!“ Er kritisierte auch den aktuellen Zustand der Truppenunterkünfte: „Jeder Soldat hat sein eigenes Zimmer, WLAN, einen Fernseher – aber keinen Raum für Kameradschaft. Soldaten sind keine Hotelgäste. Sie benötigen Waffen, Fahrzeuge und eine Gemeinschaft, auf die sie sich verlassen können.“ Politico zog Parallelen zu den Ansichten von Trumps aktuellem Verteidigungsminister Pete Hegseth, der versprochen hat, das US-Militär von progressiven Reformen zu befreien und traditionelle Werte wiederherzustellen. Seit seinem Eintritt ins Pentagon unter Trumps zweiter Amtszeit hat Hegseth Diversitätsprogramme gestrichen und versprochen, einen „Krieger-Ethos“ wiederherzustellen. Gnauck stellte klar, wofür seiner Meinung nach die Bundeswehr da sei: für die Verteidigung Deutschlands. Nicht „für geostrategische Abenteuer im Nahen und Fernen Osten, nicht für endlose Auslandseinsätze und erst recht nicht für Stellvertreterkriege“.

Wikipedia-Korrektur

Wikipedia verschweigt die verteidigungspolitischen Positionen von Gnauck und damit die Expertise auf seinem Kerngebiet. Stattdessen wird er ohne entsprechende Belege in die Nähe von Verschwörungstheorien geschoben.

Fußnoten